Kritiker wie Regev Contes sind gegen die Sanierung. Diese Nostalgie könne sich Tel Aviv nicht mehr leisten. Er will die vergleichsweise kleinen Bauhaus-Häuser mit Bulldozern abreißen und neue, mehrstöckige Häuser bauen. Inmitten dieser Auseinandersetzungen treten Anouk und Angelo an, das gemeinsame deutsch-israelische Erbe des Bauhaus-Stils zu retten.
Tel Aviv: Zwischen Bulldozern und begehbaren Kleiderschränken
49:44 Minuten
Wenn 2019 das 100-jährige Gründungsjubiläum des Bauhauses gefeiert wird, sind die deutschen Handwerkerlehrlinge Anouk und Angelo gerade einmal 22 Jahre alt. Gemeinsam mit jungen israelischen Kollegen helfen sie, die sogenannte Weiße Stadt in Tel Aviv zu sanieren.
Mittlerweile ist die Weiße Stadt eher grau als weiß - und das Wohnen in Tel Aviv alles andere als günstig. Die feuchte, salzhaltige Luft, die über die Mittelmeer-Strände in die Stadt weht, lässt den Putz von den Fassaden blättern. Die Bewohner haben Balkone und Terrassen mit hässlichen Plastikwänden zu Zimmern ausgebaut.
In Tel Aviv fehlt Wohnraum. "Wir müssen das Bauhaus-Erbe erhalten, gleichzeitig muss die Stadt auch wachsen können", beschreibt die Architektin Sharon Golan das Dilemma.
Die Sanierung muss einerseits Denkmalschutzaspekten und andererseits den besonderen regionalen Anforderungen gerecht werden: Jedes Haus braucht einen "safe room", in dem man vor Raketenbeschuss sicher ist. Viele nutzen ihn als begehbaren Kleiderschrank.
100 Jahre Bauhaus (1/2)
Zwischen Bulldozern und begehbaren Kleiderschränken
Das Bauhaus in Tel Aviv
Von Wiebke Keuneke
Regie: Hannah Georgi
Es sprachen: Jonas Baeck, Axel Gottschick, Justine Hauer und Anna Panknin
Ton und Technik: Ernst Hartmann, Daniel Dietmann, Gunther Rose und Christoph Schumacher
Redaktion: Tina Klopp
Produktion: Dlf 2019
(Teil 2 am 08.03.2019)