Doku-Hörspiel: Der Eichmann-Prozess im Radio

Adolf Eichmann: Ein Hörprozess

55:17 Minuten
Der NS-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann während seiner Vernehmung am ersten Prozesstag vor dem Jerusalemer Bezirksgericht (Foto vom 11.4.1961).
Dieser Prozess schrieb Rundfunkgeschichte: 1961 begann in Jerusalem das Gerichtsverfahren gegen Adolf Eichmann. © picture-alliance / dpa
Von Noam Brusilovsky und Ofer Waldman |
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• Preisgekrönt • Die Stimmen der Anklage, der Verteidigung, der Zeugen und Richter – und die des Angeklagten Adolf Eichmann: Das Dokumentarhörspiel berichtet über den historischen Prozess aus Sicht des damaligen öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Israel.
Dieses Bild ging um die Welt: Adolf Eichmann, Organisator der Deportationen zur Vernichtung der europäischen Juden während der NS-Zeit, sitzt in einer gläsernen Kabine und hört über Kopfhörer die Simultanübersetzung der Anklage durch das Jerusalemer Bezirksgericht 1961. Zeuginnen und Zeugen aus allen europäischen Ländern, aus den Ghettos und aus den Todes- und Arbeitslagern berichten vom Alltag der Verfolgung und Vernichtung.
In das kollektive Gedächtnis der Israelis brannte sich ein zweites Bild ein: Die ganze Nation sitzt gebannt vor den Radioempfängern. Denn zum ersten Mal in der Aufarbeitung der NS-Verbrechen blieben die Aussagen aus dem Zeugenstuhl nicht innerhalb des Gerichtssaals, sondern wurden, wie auch die Aussagen Eichmanns, die Stimmen der Anklage, der Verteidigung und der Richter, live in die Häuser und Wohnungen in ganz Israel übertragen, durch das Radio.
Zum ersten Mal drang damit die Realität des Holocaust in seiner ganzen Dimension, das, was bisher oft verdrängt oder beschwiegen worden war, an die Ohren der Öffentlichkeit. Eine neue, nunmehr ausgesprochene Erzählung der Shoah brach sich Bahn.
Das dokumentarische Hörspiel erzählt die Geschichte dieses Prozesses - aus Sicht der Radiomacher beim damaligen öffentlich-rechtlichen israelischen Rundfunk „Kol Israel“.
2021 wurde „Adolf Eichmann: Ein Hörprozess“ mit dem Deutschen Hörspielpreis der ARD 2021 ausgezeichnet.

Adolf Eichmann: Ein Hörprozess
Von Noam Brusilovsky und Ofer Waldman
Regie: Noam Brusilovsky
Mit: Walter Kreye, Dirk Müller, Veit Schubert, Shelly Kupferberg, Axel Sichrovsky, Vernesa Berbo, Ramona Olasz, Aviran Edri, Orit Nahmias, Benny Claessens, Rainer Sellien, Jaron Löwenberg, Yeva Lapsker, Guy Aviad, Tamar Aviad, Lilien Voigt
Ton und Technik: Kaspar Wollheim, Katrin Witt
Produktion: RBB/Deutschlandfunk 2021
Länge: 55‘09
Eine Wiederholung vom 20.11.2021

Noam Brusilovsky, 1989 in Israel geboren, studierte Theaterregie an der Hochschule Ernst Busch. Er ist Hörspielautor und Regisseur und realisierte Theaterprojekte an verschiedenen Theatern sowie Produktionen bei zahlreichen Festivals. Zu seinen Auszeichnungen gehören der Deutsche Hörspielpreis der ARD für „Broken German“ (SWR 2017) und der Hörspielpreis der Kriegsblinden 2022 für „Die Arbeit an der Rolle“ (SWR 2021).

Ofer Waldman, 1979 in Jerusalem geboren, zog 1999 mit Barenboims „West-East Divan Orchestra" nach Berlin. 2006 Diplom als Hornist an der Universität der Künste, 2020 binationale Promotion an der Freien Universität Berlin (Germanistik) und an der Hebräischen Universität Jerusalem (Geschichtswissenschaft). Seit 2015 arbeitet Waldman als freier Autor, zuletzt erschien sein Erzählband „Singularkollektiv“ (2023).

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