Der coole Salafist
Mohammed Tolba ist in Ägypten eine kleine Berühmtheit. Der pummelige IT-Experte will seine Landsleute, die sich in tief verfeindete Gruppen gespalten haben, miteinander versöhnen und lädt alle Ägypter erst einmal zum Kaffee ein.
Nach dem Sturz von Hosni Mubarak saß er mit seinen Freunden regelmäßig im Costa, dem ägyptischen Pendant zu Starbucks, und überlegte, was sie tun konnten gegen das ihrer Meinung nach größte Problem im Land: die Diskriminierung von Andersdenkenden. Da rief der damals 32-Jährige kurzerhand eine neue Salafistenbewegung aus und taufte sie auf den Namen Salafiyo-Costa. Beinahe über Nacht erhielten sie auf Facebook mehrere Tausend Fans - mittlerweile sind es über 150000. Nicht alle Mitglieder dieser außergewöhnlichen Bewegung gehören dem Salafismus an, sogar Kopten sind dabei. Was sie eint, ist der Wille zu mehr Toleranz in ihrer Gesellschaft. Im Feature begleiten wir Mohammed Tolba und seine Mitstreiter bei Wohltätigkeitsaktionen in Oberägypten, wo sie Decken und Hühner an die Ärmsten der Armen verteilen. Wir reden mit Doaa, Mohammeds Frau, über Emanzipation, Selbstbestimmung und ihren Ehemann, den sie mit vielen anderen Frauen teilen muss, und trinken natürlich viel Cappuccino.
Produktion: RBB/DLF 2013
Manuskripte zum Nachlesen: