Ursendung
Aminadab (2/3)
Von Maurice Blanchot
Übersetzung aus dem Französischen: Marco Gutjahr
Bearbeitung und Regie: Klaus Buhlert
Mit: Jens Harzer, Bibiana Beglau, Dimitrij Schaad, Manuel Harder, Johannes Silberschneider, Marina Galic, Franz Pätzold, Wolfram Koch, Jan Bülow, Manfred Zapatka
Komposition: Klaus Buhlert
Ton und Technik: Klaus Buhlert, Martin Eichberg, Jan Fraune und Philipp Adelmann
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2022
Länge: 83'45
Teil 3 am 4. Dezember 18.30 Uhr
Hörspiel nach Maurice Blanchot
Ein zentrales Motiv in Maurice Blanchots Text ist die literarische Erfahrung, die für die Hausbewohner kein Vergnügen ist. © Deutschlandradio / Christine Grimm
Aminadab (2/3)
• Philosophie / Literatur • Thomas befindet sich in einem Haus, das mal Sanatorium, mal Klinik, Irrenanstalt oder Gefängnis zu sein scheint. Die Bediensteten des Hauses sind ihm bei seiner Suche nach Antworten keine Hilfe. Wird er selbst zu einem von ihnen?
Thomas trifft auf weiteres Personal des undurchdringlichen Hauses, das er durchwandert, und wird in weitere Geheimnisse und Gepflogenheiten desselben eingeweiht. Ihm wird von einem Aufstand berichtet, der die Grundfesten des Hauses erschüttert hat. Noch immer sucht Thomas nach seiner Rolle in diesem Gefüge.
Ein zentrales Motiv in Maurice Blanchots Text ist die literarische Erfahrung, die für die Hausbewohner nicht Vergnügen, sondern Arbeit – ja, mehr noch: Bestrafung, Folter, Pein ist. Sprachbilder werden aneinandergereiht, chaotisch wie die Räume, durch die Thomas sich bewegt, und die ihn ebenso durcheinander zurücklassen. Die Worte hallen in uns Hörenden wider, fremd, die Wahrheit berührend, der wir versuchen näherzukommen, ohne sie fassen zu können. Das Haus mit seinen Regeln stellt ein geschlossenes System dar – wie die Sprache, die quälend sein kann durch das, was sie offenbart oder auch verdeckt.
Maurice Blanchot (1907–2003) war ein französischer Journalist, Literaturtheoretiker und Schriftsteller. Er hatte bedeutenden Einfluss auf das französische Geistesleben und insbesondere den Poststrukturalismus. Mit dem Philosophen Emmanuel Levinas, den er während seines Philosophie- und Deutschstudiums in Straßburg kennengelernt hatte, verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Blanchots literarisches Schaffen beschäftigt sich unter anderem mit der Erfahrung des Lesens und Schreibens. Sein bekanntestes Werk ist der Roman „Thomas, der Dunkle“ (1941). Der Roman „Aminadab“ erschien 1942.