Mawjāt Martenot
Ein elektronisches Musikinstrument lernt Arabisch
Von Julia Tieke
Mit: Inka Löwendorf, Max Urlacher, Gilles Chevalier, Ingo Kottkamp, Olaf Oelstrom und Julia Tieke
Musik: Julie Normal (Ondes Martenot), Khyam Allami (Oud)
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2020
Länge: 51'59
Eine Wiederholung vom 27.11.2020
Arabische Klänge und frühe elektronische Musik
Julie Normal testet einen Aufsatz, um arabische Intervalle zu spielen. © Julia Tieke
Mawjāt Martenot
53:35 Minuten
Verspätete Premiere für eine radikale musikalische Idee: Schon 1932 schlug eine Musikwissenschaftlerin vor, das elektronische Instrument „Ondes Martenot“ für das Spielen von arabischer Musik zu nutzen.
Mady Humbert-Lavergne war 1932 eine von nur zwei Frauen auf dem internationalen Kongress für Arabische Musik in Kairo – und sie hatte einen avantgardistischen Vorschlag. Inmitten hitziger Diskussionen über die Verwendung europäischer Musikinstrumente empfahl sie die Ondes Martenot, ein frühes elektronisches Instrument, das „alle arabischen Melodien spielen kann“.
Ihre Idee blieb ungehört, auch bei den damals in Kairo anwesenden Berliner Musikern und Musikwissenschaftlern – obwohl Paul Hindemith selbst mit elektronischen Instrumenten experimentierte.
In Berlin lebt heute der irakische Komponist und Musiker Khyam Allami. Zusammen mit der Ondistin Julie Normal aus Rom experimentiert er damit, auf den Ondes Martenot arabische Intervalle zu spielen. Verspätete Premiere für eine radikale musikalische Idee.
Julia Tieke, geboren 1974, studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim und Islamwissenschaft in Berlin. Sie ist freie Dramaturgin bei Deutschlandfunk Kultur, sowie Autorin und Regisseurin. Zuletzt für Deutschlandfunk Kultur: „Tschüss, AKW!“ (2023) und „Eine Frage der Stimmung“ (2019).