Ars moriendi oder: Der bunte Sarg

Von Astrid Nettling |
Wie soll er aussehen? Wie eine Gitarre, ein Skateboard, ein Ballettschuh? Von leuchtendem Blau oder in strahlendem Gelb? Särge der neuen Generation. Weder als Produkte bizarrer Eingebung noch als bloße Kunstobjekte sind sie tatsächlich für die letzte Ruhe gemacht. Jenseits des Mainstreams suchen seit einigen Jahren in Deutschland immer mehr Menschen nach Alternativen zu herkömmlichen Bestattungsformen.
Bunte Särge, Eventbestattungen, persönlich gestaltete Abschiedsfeiern in Trauerhäusern oder stille Abschiede in grünen Friedwäldern sind Ausdruck einer sich ändernden Bestattungskultur, die dem traditionell schwarz-düsteren Ereignis "Tod" neue Farben geben will. Mit Kreativität und Mut zu einem individuellen und bewussten Umgang mit Tod und Trauer sind sie das genaue Gegenteil von Laxheit oder gar Pietätlosigkeit, wie einige Traditionalisten argwöhnen. Denn in Zeiten, in denen Religion und Tradition vielen Menschen nichts mehr sagen, die üblichen Bestattungsformen als gestrig und ungenügend empfunden werden, geht es um einen zeitgemäßen Umgang mit den letzten Dingen, um eine "Ars moriendi", in der sich auch die heutige Wirklichkeit widerspiegeln kann.