Kunststiftung NRW - "Künstler sind oft Vordenker"
Keine Auftritte, kaum Ausstellungen, wenig Aufführungen – die Kulturszene liegt aufgrund der Coronakrise brach. Die Kunststiftung NRW will mit einem Sonderfonds unterstützen. Denn auch Künstlerinnen und Künstler seien systemrelevant, sagte Andrea Firmenich, Generalsekretärin der Stiftung, im Dlf.
Für die Zeit danach
43:44 Minuten
"Zurück zur Normalität“, sobald die Coronakrise überstanden ist. Davon reden jetzt alle. Aber was heißt denn überhaupt "Normalität“? Und wollen wir die wirklich zurück haben? Kunst- und Kulturschaffende aus verschiedenen Teilen der Welt haben sich darüber Gedanken gemacht und ihre Visionen vertont.
Sie leben in Deutschland, China, Südafrika, der Türkei und Tschechien: Sieben Kunstschaffende erzählen in Interviews und selbstproduzierten Audiobeiträgen von ihrer Situation und ihren Wünschen, Hoffnungen und Ängsten für die Zeit nach der Pandemie.
Mit Musik Distanz überbrücken
Die Pianistin und Klangkünstlerin Ulrike Haage war noch Ende 2019 in China. Dort hat sie auf einer Tour nicht nur ein faszinierendes Land kennengelernt, sondern auch den Musiker Xiaohe.
Zusammen mit ihm komponiert sie nun über die Distanz hinweg kleine Musikstücke, um so die Verbindung aufrechtzuerhalten.
Ezgi Kilincaslan hatte soeben eine Künstler-Residenz in Istanbul begonnen, als die Krise auch über die Türkei hereinbrach. Anstatt alle nach Hause zu schicken, entschieden sich die Künstler und Organisatoren, zusammenzubleiben und weiterhin Kunst zu machen – einerseits erkennt die visuelle Künstlerin das als ein Privileg an. Auch weil zu ihrer temporären Wohnung mit Meerblick ein kleiner Wald gehört, in dem sie sich selbst während der Ausgangssperren frei bewegen kann. Und trotzdem wäre sie gerade lieber zu Hause, in Berlin, denn ihr Leben in Istanbul mit all den Einschränkungen empfindet sie wie die unbewegliche Situation in "Warten auf Godot", dem Theaterstück des Dramatikers Samuel Beckett.
Zwiegespalten in der Krise
In Südafrika hat die Regierung streng durchgegriffen und die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger stark eingeschränkt. Mhlanguli George ist Theaterregisseur des "Theatre in the Backyard" – zu Deutsch "Hinterhoftheater". Seine Vision für die Zeit nach der Krise ist zwiegespalten: Da gibt es die Menschen, die einen Neuanfang wagen wollen und diejenigen, die sich komplett von der Außenwelt abwenden. Zusammen mit seiner Frau hat er seine Vision in einem kleinen Hörspiel vertont.
"Natürlich geht es da auch um Ängste! Denn wir werden uns fragen, wo das Coronavirus wohl abgeblieben ist. Die Arbeit an dem Radiobeitrag war eine Herausforderung, hat aber auch total Spaß gemacht. Meine Frau hat so etwas vorher noch nie gemacht. Aber wir haben es geschafft und uns sehr über das Resultat gefreut."
Neue Gestaltungsmöglichkeiten
Und die Schauspieler vom deutsch-tschechischen Kabarett aus Prag schauen, wie sollte es anders sein, mit einem Augenzwinkern in die Zukunft. Sie nutzen die Plattform, die der Deutschlandfunk ihnen bietet, um in einer Pressekonferenz ihre Meinung zur politischen und sozialen Situation in Tschechien kundzutun:
"Hier in Tschechien haben wir diese hübsche Populisten-Regierung, und die sind ja immer so froh und stolz, wenn sie ihre Pressekonferenz haben mit ihren Versprechungen, wovon sie natürlich nur einen Teil einhalten. Und das hat uns ziemlich provoziert. Da haben wir gedacht: Es wäre mal toll, so ein Medium zu besetzen und auch selber Pressekonferenzen abzuhalten, weil wir wollen diese Gesichter nicht mehr sehen und diese Stimme nicht mehr hören."
So unterschiedlich die Situationen sind, in denen sich die verschiedenen Kunstschaffenden befinden, und so unterschiedlich ihr Umgang mit der Krise ist, verbindet sie doch alle ein Wunsch für die Zukunft: wieder zusammenzufinden, gemeinsam etwas zu schaffen und dabei das Wohl unsere Erde mehr im Auge zu behalten.
Diese Sendung entstand mit Unterstützung des Goethe-Instituts. Erstsendedatum 18.05.2020