Aufklärung über einen unaufgeklärten Todesfall

Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau

Illustration Oury Jalloh
Illustration Oury Jalloh © WDR / Trompetter
Von Margot Overath |
Ein Asylbewerber aus Afrika verbrennt 2005 in Polizeigewahrsam. Der an Händen und Füßen Gefesselte habe sich selbst angezündet, behaupten die Beamten. 15 Jahre lang scheitert die Justiz daran, den Fall aufzuklären.
Die Ergebnislosigkeit machte den Fall zum Politikum: Warum musste der Asylbewerber Oury Jalloh sterben? Welche Rolle spielten zwei weitere "ungeklärte Todesfälle" in und um die Polizeiwache, in der er gefesselt verbrannte? Scheiterte die Aufklärung an dilettantischen Ermittlungen, an Richtern, die sich Polizeibeamte als Täter einfach nicht vorstellen können, oder aufgrund von systematischer Vertuschung?

Über ein Jahrzehnt hat die Autorin den Fall verfolgt, Akten studiert, mit Zeugen, Polizisten, Staatsanwälten, Brandexperten, Rechtsmedizinern und Kriminologen gesprochen und dabei ein beklemmendes Bild gewonnen. Die Recherchen führen in eine Gemengelage, wie es sie zum Zeitpunkt der Tat nicht nur in Sachsen-Anhalt gab: brutale Polizeitraditionen aus Vopo-Zeiten, gepaart mit offenem Alltagsrassismus und gewaltbereitem Rechtsradikalismus – von Spitzen der Verwaltung und Politik verharmlost. Manche dieser skandalösen Umstände wurden inzwischen bundesweit zu einem Problem.
Mouctar Bah (Mitte) und zwei weitere Freunde von Oury Jalloh.
Mouctar Bah (Mitte) und zwei weitere Freunde von Oury Jalloh.© Mouctar Bah / Margot Overath

Schwerpunkt: Polizeigewalt
Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau
Von Margot Overath
Regie: Nikolai von Koslowski
Mit: Max von Pufendorf, Svenja Wasser, Stefko Hanushevsky, Maximilian Held und Eva Meckbach
Ton und Technik: Christian Bader
Produktion: WDR/NDR/MDR 2020
Länge: 53'34

Margot Overath, geboren 1947 in Krefeld, studierte Sozialwissenschaften und arbeitet seit 1980 beim Hörfunk, seit 1984 als Feature-Autorin. Für ihre Recherchen und Feature um den Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh erhielt sie 2011 den Robert Geisendörfer Preis, den Regino-Preis für hervorragende Justizberichterstattung, den Marler Medienpreis Menschenrechte, den civis-Ehrenpreis 2015, sowie den dokKa-Preis 2015.
Die Autorin Margot Overath im Profil mit Kopfhörer. 
.© Foto: Margot Overath