Aus dem Lesebuch für Städtebewohner
Von Bertolt Brecht
Bearbeitung, Regie und Komposition: Klaus Buhlert
Mit: Max Raabe, Sophie Rois, Hans-Werner Meyer und Guntram Brattia
Ton und Technik: Peter Kainz, Andreas Meinetsberger
Produktion: Deutschlandfunk/BR/WDR 1998
Länge: 33‘35
Eine lyrische Versuchsanordnung
Wie der Einzelne in Straßenschluchten der Menschenmenge ausweichen muss, sind die Texte von Bertolt Brecht, ohne Metrum, von provozierender Aktualität. © EyeEm / Jordan Tempro
Aus dem Lesebuch für Städtebewohner
• Literatur • Was passiert, wenn man Brechts lyrische Sammlung über Städte und ihre Bewohner auf die heutigen Verhältnisse überträgt? Klaus Buhlerts Inszenierung entdeckt im Zusammenprall der Zeitebenen auch komische Effekte.
Die 1926/27 entstandenen Texte, von Bertolt Brecht „für Schallplatten“ konzipiert, sind von provozierender Aktualität. Es gibt keine beruhigenden Gewissheiten. Die Gedichte haben kein Metrum. Sie weichen rhythmisch aus, so wie der Einzelne, der einer Menschenmenge ausweichen muss, wenn er durch die Straßenschluchten Chicagos irrt. Brecht gelingen in seiner „lyrischen Versuchsanordnung“, die die kapitalistische Moderne unsentimental analysiert, unsterbliche Aphorismen: „Ihr müßt das ABC noch lernen./Das ABC heißt:/Man wird mit euch fertig werden.“
Bertolt Brecht (1898–1956) zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Bekannt sind vor allem seine Theaterstücke, etwa „Die Dreigroschenoper“ (1928), und seine Lyrik. Er erneuerte die literarischen Genres auch mit theoretischen Schriften. Zuletzt leitete er das Theater am Schiffbauerdamm in Ost-Berlin.