Bilder als Zielscheiben
Am 15. Juni 1938 - gezeichnet und geschwächt von psychischen Defekten, Medikamentensucht und körperlichen Qualen - erschoss sich Ernst-Ludwig Kirchner im schweizerischen Davos, seinem Asyl ab 1918. "Seit Monaten spielte sich hier auf dem Wildboden in aller Stille eine Tragödie ab. K. litt seelisch unsagbar unter der Diffamierung in Deutschland", schrieb Kirchners Lebensgefährtin Erna Schilling. Ein Jahr zuvor war ihm von der Preußischen Akademie der Künste die Mitgliedschaft entzogen und weit über 500 seiner Werke von Nationalsozialisten aus Museen und Galerien entfernt worden.
Das Feature erzählt aus der Rückschau der letzten Davoser Jahre die prägnanten Wende- und Schmerzpunkte im Leben des Ernst-Ludwig Kirchner, des extremsten Expressionisten der KG BRÜCKE. Es geht um die Demontage eines Künstlers unter tödlichem politischen Druck und psychopathische Begleiterscheinungen. Es geht um das Ende einer Kunstepoche und den verzweifelten Kampf des Künstlers um einen angemessenen Platz in der Kunstgeschichte.