Bundesgartenschau 2019

Zwischen Wohnungsbau und Blumenkunst

41:21 Minuten
Blick über Inzwischenland und Neckarbogen
Denn den Planern war eine soziale Durchmischung des BuGa-Wohnquartiers genauso wichtig wie innovative Baukonzepte © Foto: BUGA Heilbronn 2019 GmbH
Von Manuel Waltz |
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Bei der Bundesgartenschau in Heilbronn geht es nicht nur um Blumen-Arrangements, sondern auch um nachhaltige Mobilitäts- und Wohnkonzepte sowie darum, junge Zielgruppen zu begeistern. 800 Menschen wohnen derzeit in einer neuen Wohnsiedlung - direkt auf dem Gelände der Gartenschau.
Festivalstimmung statt Kaffeeklatsch. Innovation statt bloßer Augenweide. Und weg vom Image der Rentnerveranstaltung. Das ist der Anspruch der diesjährigen Bundesgartenschau in Heilbronn. Das Besondere: Erstmals leben sogar Menschen in einem neuen Stadtquartier auf der Buga.
Die Buga will einen Blick in die Zukunft bieten: Wie können wir nachhaltiger bauen? Was für Möglichkeiten eröffnen sich der Architektur durch digitale Planungsprozesse? Und welche Mobilitäts- und Wohnkonzepte brauchen wir zukünftig? Diese Themen, genauso wie Fragen des Artenschutzes, sollen aber weiterhin "durch die Blume" vermittelt werden, wie es Oliver Toellner formuliert. Er ist mit der Gesamtplanung des Buga-Geländes beauftragt.
Pflanzen statt Asphalt
Stolz präsentiert er das Gelände, auf dem früher eine Bundesstraße verlief. Für das Konzept der Buga und den Bau eines neuen Stadtquartiers wurde die Straße komplett entfernt und der Verkehr über bereits bestehende Straßen umgeleitet. Nur eine Straßenleuchte, ein kleines Stück Asphalt und eine Reihe Platanen, die früher die Straße säumten, erinnern noch daran. "Das ist für mich als Planer einer der spektakulärsten Schritte, die diese Stadt gemacht hat", sagt Toellner.
BUGA-Chefplaner Oliver Toellner
BUGA-Chefplaner Oliver Toellner© Deutschlandfunk / Manuel Waltz
Oberbürgermeister Harry Mergel ist besonders stolz auf die sogenannte Stadtausstellung. Ein neu entstandenes Wohnareal, das in die Gartenschau integriert ist. Bis vor zwei Jahren war der "Neckarbogen" noch eine ungenutzte Brache. Dann kaufte die Stadt das ehemalige Bahn- und Hafengelände direkt am Neckar und entwickelte hier eine moderne Wohnsiedlung.
Wohnen inmitten von Blumen
Das Buga-Gelände ist in insgesamt drei Bauareale unterteilt. Das erste ist bereits fertig gestellt, 800 Menschen wohnen also direkt auf der Gartenschau. Müssen deren Gäste dann Eintritt bezahlen? "Ich hoffe nicht! Wie ich das verstanden habe, bekommen wir Gästekarten", sagt einer der Anwohner schmunzelnd. Er und seine Frau sind Mitglieder einer Baugruppe, die eines der Häuser am Neckarbogen gemeinschaftlich bauen ließ.
Neben einer Jugendherberge sind auch ein Haus für betreutes Wohnen und Sozialwohnungen hier entstanden. Denn den Planern war eine soziale Durchmischung des Quartiers genauso wichtig wie innovative Baukonzepte. Eines davon ist ein Holzhaus, das mit seiner Aluminiumverschalung gar nicht als solches zu erkennen ist. Mit seinen 34 Metern Höhe und zehn Stockwerken ist es das höchste Holzhaus Deutschlands.
Nachhaltigkeit vs. Ästhetik
Im Herbst, wenn die Bundesgartenschau vorbei ist, soll das Gartenschauareal ebenfalls bebaut werden. 3.500 Menschen werden dann auf dem Gelände wohnen. Bis es soweit ist, können die Besucher und Besucherinnen ein Eidechsenhabitat entdecken und den Bienen beim Quaken zuhören. Richtig gelesen! Forscher der Universität Würzburg haben das "Tüten und Quaken" der Bienenkönigin aufgenommen und präsentieren diese und weitere Klänge den Buga-Gästen. Entweder live vor Ort oder in einer extra konzipierten App namens SUMM.
Aber natürlich wäre die Bundesgartenschau nicht die Bundesgartenschau, wenn es nicht auch jede Menge Blumenarrangements zu bestaunen gäbe. Die Blumenschau #YOLO wurde von jungen Floristinnen und Floristen konzipiert und richtet sich auch an eine junge Zielgruppe. "Also, ich mag das nicht so gerne, wenn man versucht, die Jungen mitzunehmen. Ich finde, dass das oft schief geht", gibt eine junge Frau zu bedenken. "Aber auch wenn das jetzt yolo heißt, ist es doch sehr schön anzugucken", lenkt sie lachend ein.
Dass die Schnittblumen wöchentlich ausgetauscht werden und die Blumenschauen damit eher weniger gut zum Schlagwort der Nachhaltigkeit passen, stört Sarah Hasenhündel nicht. Die Nachwuchsfloristin verweist auf die Podeste und Gestelle der Floristen, die auch nach der Gartenschau weiterverwendet würden. Und ihre Vergänglichkeit mache ja auch die Faszination der Blumen aus, ergänzt ihre Kollegin: "Sonst wäre eine Seidenblume ja genauso schön wie eine frische Blüte."
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