Leichtsinniger Tiefgang
Die großen Themen, die mag er, der Feature-Autor Burkhard Reinartz. Elegant und alltagsbezogen zugleich seziert er Lebensfragen wie Einsamkeit, Zeit oder Sehnsucht. Immer grundiert dabei ein musikalischer Off-Beat die schillernde Nachdenklichkeit. „Mein Lebenselixier: der Widerspruch“ sagt der Autor.
Burkhard Reinartz kommt 1951 in Bentheim, einem Dorf im Emsland, zur Welt. Er studiert Sozialwissenschaften, "weil ich schon früh nicht verstand, dass ich mal was werden sollte". Nach dem Diplom spielt er acht Jahre lang als Gitarrist und Sänger in Rock- und Jazz-Punk-Bands.
Als der Ruhm ausbleibt, wechselt Reinartz von der Musik zur Fotografie und Farbfeld-Malerei, stellt aus, verdient wenig, jobbt nebenbei, unter anderem als Model, Kurierfahrer, Telefonist und bei einem Auswanderungsversuch als fotografierender Barkeeper im New Yorker Stadtteil Greenwich Village.
"Pünktlich zum vierzigsten Geburtstag verabschiedeten sich meine Träume vom künstlerischen Durchbruch". Burkhard Reinartz arbeitet einige Jahre als Pressesprecher im Umweltbereich, schreibt für die Frankfurter Rundschau, spricht bei Ausstellungseröffnungen, bis er weiß, was er eigentlich will: "Texte in Klangwelten verwandeln, Wort und Musik verschmelzen oder gegeneinander fahren" - womit er fast schon logisch im Jahr 2000 als Autor und später Regisseur beim Radio landet.
Wie Träume auf der Erde landen
"Im Feature kann ich alles, was mich bewegt und interessiert zusammen bringen:
Meine Liebe zur Musik und Poesie, den Versuch, die Rätsel der Psyche zu entschlüsseln, die zeitlosen Lebensthemen wie Liebe, Tod, Spiritualität, für die es keine Antworten gibt, die ich aber gemeinsam mit meinen Interviewpartnern erkunden kann."
2015 veröffentlicht Reinartz beim Münchener ECM-Label die CD "Eine Olive des Nichts", ein sprachmusikalischer Klangstrom mit übereinander gelagerten Musiksequenzen aus fast fünfzig Musikstücken und Gedichten von Adam Zagajewki, Tomas Tranströmer und Philippe Jaccottet.
Schriftsteller-Portraits gehören seit zehn Jahren zu Reinartz‘ Lieblingsarbeiten. "Ich mag es, zu reisen und Künstler wie John Burnside oder Paul Nizon einige Tage zu begleiten und zu schauen, was für Menschen hinter den Büchern stecken."
Dreimal Freistil
Seit dem Jahr 2003 produziert der Autor und Regisseur fast jedes Jahr ein Freistil – Feature. "Mir gefällt genau das, worüber manche die Nase rümpfen: das spielerische, manchmal ausgelassen unvernünftige des Formats."
Der Freistil-DREIERPACK beginnt am 8. November mit "Steinzeit - der Stein, das Leben und die Ewigkeit" aus dem Jahr 2003 – eine ethno-philo-mineralische Reise durch die letzten fünf Millionen Jahre, in der Steine auch akustisch erklingen.
Am 15. November folgt "Only the lonely – vom schrecklich schönen Alleinsein" (2009), eine ambivalente Hommage an eine schmerzhaft wohlige Erfahrung.
Zum Abschluss dann am 22. November: "An den Ufern der Sehnsucht – Anatomie eines widersprüchlichen Gefühls" aus dem Jahr 2011, unter dem Motto des legendären Songs "Desperado": " Dein Tisch ist mit den wunderbarsten Sachen gedeckt. Aber du willst nur die Dinge, die du nicht bekommen kannst".