Hörspiel: Kochkultur in Krisenzeiten

Butcher's Block

Es wird eine Koch-Show vorbereitet. Dabei geht einiges schief.
Es wird eine Koch-Show vorbereitet. Dabei geht einiges schief. © EyeEm / Stevica Mrdja
Von David Lindemann |
Während draußen auf den Straßen ein Bürgerkrieg brodelt, soll es im Studio um den Zusammenhang von Krisenzeiten und Eintopfrezepten gehen. Für die Koch-Show ist alles vorbereitet, doch der Weg ins Studio entpuppt sich als lebensgefährlicher Parcours.
Bei Radio Deutschland, dem Programm einer deutschen Enklave irgendwo in einem fernen Krisengebiet, bereitet man eine Koch-Show vor. Dabei geht einiges schief: Der Land Rover mit den Zutaten wird an einer Straßensperre aufgehalten, und bis auf die Maskenbildnerin sind keine externen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Dienst erschienen. Während auf den Straßen ein ethnischer Konflikt brodelt, scheint das Vorgespräch auf dem Weg ins Studio kein Ende zu nehmen. Als die Maskenbildnerin den aus Ostwestfalen eingeflogenen Koch und Spezialisten für "Krisenküche" in ihre Gewalt bringt, gerät die Situation außer Kontrolle. Das Live-Interview über die Kulturtechnik des Kochens in Krisensituationen bekommt eine unverhofft performative Ebene. Der Experte kocht eine Kürbissuppe, Gemüsemesser und Machete sind nicht mehr zu unterscheiden.

 Hörspiel des Monats Februar 2014, Begründung der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste:

"Küche und Krieg, Kochen und Konflikte – der Schlachtklotz, der ‚butcher‘s block’ der Firma Hauenschild aus Ostwestfalen, bildet das Zentrum einer ansonsten wunderbar wirbelnden Hörspielgeschichte. Verrückt kreisen die Vorgespräche von Radiomoderator Walter Burger (Jürgen Kuttner) mit Kochexperte Peter Koch (Ulrich Matthes) um Kochen in Extremsituationen, Kohl-Fahrten, Rezepte aus Ruanda und die Kunst des Brühwürfels. Doch damit nicht genug. Die absurde Koch-Show, die in einem "deutschen Radio für deutsche Hörer am Ende der Welt" stattfindet, gerät zum erbitterten Duell im Krieg zwischen Nordstadt und Südstadt. Denn Sulla (Jule Böwe), eine Aktivistin des Radiosenders "Radio Freie Südstadt", hat den live vor Publikum brutzelnden Experten in ihre Gewalt gebracht. Hier kocht er um sein Leben.

Autor und Regisseur David Lindemann gelingt mit ‚Butcher‘s Block’ ein groteskes Spiel, das mit viel Sprachwitz und allerlei Blechbläser-Akzenten äußerst amüsant Medien- und Gesellschaftskritik ineinander verrührt."

Schwerpunkt: Im Studio
Butcher‘s Block
Von David Lindemann
Regie: der Autor
Mit: Ulrich Matthes, Jürgen Kuttner und Jule Böwe
Bläser-Ensemble: Magdalena Lindemann, Rolf Lindemann, David Lindemann, Stephan Kirchschlager, Ulrich Albert, Rolf Thielking
Percussion: Laura Robles
Ton und Technik: Lutz Pahl, Susanne Beyer
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2013
Länge: 53'41

David Lindemann, geboren 1977 in Herford, studierte Soziologie und Philosophie in Bielefeld und Berlin. 2003 wurde sein erstes Theaterstück mit dem Autorenpreis des Berliner Theatertreffens ausgezeichnet. Es folgten Einladungen zum Heidelberger Stückemarkt und zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin. Seine Texte wurden u.a. an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Burgtheater Wien uraufgeführt sowie vielfach vom Deutschlandfunk Kultur in seiner Regie als Hörspiel produziert, zuletzt "Oslower Straße" (2021).