Der sudetendeutsche Komplex
Produktion: Deutschlandfunk 2004
Nachdem der Vater von den Nationalsozialisten ermordet worden war, wurde Petr Prihoda von seiner Mutter in antideutschem Geist erzogen. Der heute angesehene Prager Psychiater traf als junger Arzt in den 60er Jahren in einer Nervenklinik im tschechischen Grenzgebiet auf deutsche Patienten, die nach dem Krieg in der Tschechoslowakei geblieben waren. Von ihnen hörte er zum ersten Mal, dass bei der Vertreibung auch Schreckliches von Tschechen an Deutschen verübt worden war. Er wurde zum Aktivisten einer Versöhnung, die Aufklärung voraussetzt. Bei Vorträgen in Schulen trifft er oft zusammen mit seinem deutschen Freund, dem pensionierten katholischen Gefängnisseelsorger Anton Otte. Ottes Vater wurde 1946 von einem tschechoslowakischen Gericht wegen Beteiligung an der Vertreibung von Tschechen aus dem Sudetenland der Vorkriegszeit zum Tode verurteilt. Nach seiner Hinrichtung bestand für die Familie - trotz Vertreibung - keine Möglichkeit, nach Deutschland auszureisen. Erst 1960 verließ sie die Tschechoslowakei. Wie Petr Prihoda hat Anton Otte ein großes Lebensthema: die Verbesserung des deutsch-tschechischen Verhältnisses.