Das Feature

Tod eines Punksängers

Jürgen Balitzki |
1983, als die Stasi noch Jagd auf Punks machte, gründeten die drei Ostberliner Aljoscha Rompe, Paul Landers und Christian Lorenz "Feeling B".

Die Band, eine fröhliche Chaoten-Combo, die den Staat Staat sein ließ, wurde nach der Wende zum Nukleus eines alternativen Kulturvereins namens Wydoks, der bei den ersten freien Kommunalwahlen 2000 Stimmen erhielt. Während Rompes Lebensansichten wenig für eine Transformation zum Szene-Markenartikel taugten, schufen Landers und Lorenz mit "Rammstein" die erfolgreichste deutsche Band der Neunziger Jahre. "Rammstein" kehrte die Tugenden von "Feeling B" zeitgeistkonform um, transportierte Disziplin, Männlichkeit, Stärke und kokettierte unterschwellig mit faschistoider Ästhetik.

Die Flucht seiner beiden Freunde vom tresenbeseelten Anarchopunk zum teutonischen Splattercomic-Metal hat Rompe nie verkraftet.

Am Morgen des 23. November 2000 wurde er in seinem Wohnmobil tot aufgefunden. Ursache: ein Asthma-Anfall.

Freunde bezweifeln das.

Rompes Spaßguerilla-Philosophie funktionierte im DDR-System gut, weil sie die Obrigkeit in Ruhe ließ, doch sie scheiterte unter den Bedingungen der Marktwirtschaft.

Manuskript als rtf-Datei

pf-020326.rtf