Das Phantom des Alexander Wolf

Ein weißes Pferd trabt durch eine steppenhafte Landschaft.
Dieses Pferd und sein ehemaliger Reiter verfolgen den Protagonisten - weiter als er denkt. © Alberto Clemares / EyeEm
Von Gaito Gasdanow |
Ein ehemaliger Weißgardist erinnert sich an ein tragisches Erlebnis im Bürgerkrieg in Russland, als er einen Reiter niederschoss. Jahre später, im Exil in Paris, findet er den Vorfall in einem Buch beschrieben.
In den Wirren des russischen Bürgerkriegs trifft ein Mann, der glaubt, getötet zu haben, auf sein vermeintliches Opfer. Der wiederentdeckte Roman von Gaito Gasdanow ist heute ein moderner Klassiker.
Fast noch ein Kind ist der Mann, der uns seine Lebensgeschichte - voller Geheimnisse und schicksalhafter Wendungen - berichtet. Nie konnte er jene böseste, die beinahe letzte Stunde seines Lebens vergessen, in der er sich entscheiden musste, sein eigenes Leben zu retten und sein Gegenüber zu töten oder selbst zu sterben: wie der Schuss fiel und der Fremde zusammensackte.
Im Pariser Exil viele Jahre später findet er die gleiche unheilvolle Begebenheit in einem Buch beschrieben. Hatte er den Mann damals also gar nicht getötet? Er versucht, den Autor Alexander Wolf zu treffen. Doch stattdessen begegnet er der rätselhaften Jelena und verliebt sich in sie. Eines Tages erzählt sie ihm von ihrem früheren Geliebten, der immer glaubte, bald sterben zu müssen, weil er dem Tod schon einmal so knapp entronnen war. Als der schließlich nach Paris kommt, um Jelena zu finden, treffen die beiden Männer erneut aufeinander. Das Wiedersehen offenbart, wie ihr Schicksal in der Liebe wie im Tod miteinander verknüpft ist.

Das Phantom des Alexander Wolf
Von Gaito Gasdanow
Aus dem Russischen von: Rosemarie Tietze
Bearbeitung: Klaus Schmitz
Regie: Oliver Sturm
Komposition: Daniel Dickmeis
Mit: Sebastian Blomberg, Valery Tscheplanowa, Wolfgang Michael, Helmut Krauss, Gerd Wameling
Ton und Technik: Holger König, Christian Grund
Produktion: MDR/Deutschlandfunk 2013
Länge: 78'19
Eine Wiederholung vom 23.11.2013

Gaito Gasdanow (1903 - 1971) floh nach dem Bürgerkrieg aus Russland und kam 1923 auf Umwegen nach Paris. Ein Schriftsteller des „Russkij Montparnasse“ ging er nach der deutschen Besetzung in die Résistance. Seit den 50er-Jahren arbeitete er als Korrespondent und Redakteur im russischen Programm von Radio Liberty. Seine Bücher konnten erst seit den 90er-Jahren in Russland erscheinen. Der 1947 veröffentlichte Roman „Das Phantom des Alexander Wolf“ kam 2012 erstmals in deutscher Übersetzung heraus und ließ seinen Autor zu einer gefeierten Neuentdeckung werden.