Der Universalgelehrte Raoul Hausmann

Wir fordern die Erweiterung und Eroberung aller unserer Sinne

Das Bild "Ohne Titel" von Raoul Hausmann aus dem Jahr 1918 ist am 07.11.2013 in der Ausstellung "1914 - Die Avantgarden im Kampf" in der Bundeskunsthalle in Bonn.
Das Bild "Ohne Titel" von Raoul Hausmann aus dem Jahr 1918 ist am 07.11.2013 in der Ausstellung "1914 - Die Avantgarden im Kampf" in der Bundeskunsthalle in Bonn. © picture-alliance / dpa / Rolf Vennenbernd
Von Joachim Büthe |
Am Anfang war Dada. Doch August Sander ordnet Raoul Hausmann in seinem Bildatlas "Menschen des 20. Jahrhunderts" nicht den Künstlern zu, sondern den Technikern und Erfindern. Er porträtiert ihn im selbst entworfenen, etwas groß geratenen Anzug.
Nach Dada wendet sich Hausmann der Optophonetik zu, seiner Theorie der Umwandlung von optischen in akustische Signale und wieder zurück. Um dies erreichen zu können, wird Hausmann zum Künstleringenieur. Zwei Patente sind auf seinen Namen angemeldet. Diese Wandlung, bei der die dadaistischen Prinzipien der Montage und Collage nicht verloren gehen, macht ihn zu einem der Vorläufer heutiger Medienkunst.
Im Exil lassen sich die technischen Experimente nicht weiterführen. Hausmann wendet sich jetzt der Fotografie zu, sowohl praktisch als auch theoretisch. Sein Versuch, die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit zu erweitern, findet ein neues Feld. Seine Grundeinstellung verändert sich jedoch nicht. Sie besteht auch darin, laufend neue theoretische Gebäude zu errichten, um sie umgehend wieder einzureißen. Er bleibt ständig in Bewegung, wechselt furchtlos die Perspektiven und Gebiete und scheut den Selbstwiderspruch nicht. Auch am Ende war Dada.
Manuskripte zum Herunterladen und Nachlesen:
Produktion: DLF 2014