Ursendung
Die Frau mit dem Auge
Krankheit erzählen – Krankheit politisieren
Von Barbara Eisenmann
Regie: die Autorin
Mit: Anja Schneider und Constanze Becker
Ton: Alexander Brennecke
Deutschlandfunk Kultur 2025
Länge: 54'30
Krankheit erzählen – Krankheit politisieren
Im Feature erzählt die Autorin von ihrem langwierigen Augenleiden - und hinterfragt die Art des Erzählens selbst über Erkrankungen. © Barbara Eisenmann
Die Frau mit dem Auge
56:00 Minuten
Am Anfang steht ein krankes Auge, das nicht heilen will. Dann kommen die Fragen: Wie verändert Krankheit die Menschen, die damit umgehen müssen? Lässt sich Krankheit erzählen? Und kann man sie politisieren, also als politische Erfahrung begreifen?
„Nehmen wir die Dramentheorie von Aristoteles: Exposition, erregendes Moment, Peripetie, retardierendes Moment, Auflösung. Mit diesem Schema könnte man viele Krankheiten erzählen. Aber chronische Krankheiten sind beispielsweise damit nicht erfasst. Sie kennen keine Peripetie und keine Auflösung.“ (O-Ton Stefan Ripplinger)
In diesem Feature geht es einerseits um eine langwierige Augenerkrankung, an der die Autorin gelitten hat. Zugleich aber darüber, wie von Krankheit erzählt wird, in einer kapitalistischen Gesellschaft voller neoliberaler Subjekte: Wie lässt sich Krankheit zu einer Geschichte machen, und ist das überhaupt wünschenswert? Die Gesellschaft legt uns nahe, die beste Version unserer selbst zu sein. Wenn Krankheiten dem entgegenstehen, was fängt man dann mit solchen Störungen an? Persönlich, diskursiv, theorielastig, relevant, konkret, mit Mitteln der Dokumentation und des Hörspiels stellt Barbara Eisenmann Fragen, die alle angehen – denn vor Krankheiten ist niemand sicher.
Diese Bücher kommen im Feature prominent vor:
- Anne Boyer: Die Unsterblichen. Krankheit, Körper, Kapitalismus, Matthes & Seitz, Berlin, 2021
- Ansgar Mohnkern: Gegen die Erzählung. Melville, Proust und die Algorithmen der Gegenwart, Turia + Kant, Wien, 2022
- Louis Althusser: Ideologie und ideologische Staatsapparate, VSA, 2010
- Georges Canguilhem: Gesundheit – eine Frage der Philosophie, Merve Verlag Berlin, 2004
- Georges Canguilhem: Das Normale und das Pathologische, Verlag Ullstein GmbH, 1977
- Santiago López Petit: Hijos de la Noche, Edicions Bellaterra, 2014
- Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Werkausgabe Edition Suhrkamp (Übersetzung: Eva Rechel-Mertens)
Barbara Eisenmann, geboren 1960, studierte Hispanistik und Germanistik, lebt als Radioautorin und Regisseurin in Berlin. Zuletzt: „Spiel mir das Lied vom Lithium“ (SWR/Deutschlandfunk 2022), „Die Kuh im Parlament der Dinge“ (Deutschlandfunk/WDR 2024).