Hörspielgroteske von Jakob Nolte

Die Glücklichen und die Traurigen

Ein Teil eines Passagierschiffs mit einem Rettungsboot.
© EyeEm / André Reis
Von Jakob Nolte |
Eine chinesische Investorin kauft ein niedersächsisches Städtchen, um es an einen unbekannten Ort zu verschiffen und als Freizeitpark wieder aufzubauen. Jakob Nolte skizziert in seinem Hörspiel eine groteske Irrfahrt auf hoher See.
Die ökologischen Fehlentscheidungen eines Autokonzerns drohen Niedersachsen in den Ruin zu stürzen. Um einen Bankrott des Bundeslandes abzuwehren, wird ein kleines Städtchen am Deister an eine anonyme Investorin verkauft, die es in etwa 19.000 Containern inklusive Bevölkerung auf ein Frachtschiff lädt, um es als Freizeitpark an einem noch unbekannten Ort wieder aufbauen zu lassen. In komischen, poetischen, traurigen, philosophischen Gesprächsfetzen erzählt das Hörspiel von Menschen, die zur Ware geworden sind, und sich auf einer Irrfahrt wiederfinden. Jakob Nolte zeichnet die groteske Situation mit Leichtigkeit, um sie dann unerwartet mit politischem Gewicht zu beschweren. Und so plaudern die Einwohner*innen des kleinen Städtchens an Deck des Frachtschiffs verloren und munter vor sich hin. Uferlos, abgründig, aber doch so herrlich absurd, dass zu wünschen wäre, diese Reise würde niemals enden.

Die Glücklichen und die Traurigen
Von Jakob Nolte
Mit: Sarah Gailer, Moritz Grove, Jonas Grundner-Culemann, Lisa Heinrici, Bettina Hoppe, Lisa Hrdina, Fabian Raabe, Marie Rathscheck, Karla Sengteller, Catherine Stoyan, Irina Sulaver, Mehmet Sözer, Aram Tafreshian, Patrick Wengenroth und Jürgen Wink
Realisation: Jakob Nolte und Moritz Löwe
Komposition: Moritz Löwe
Ton: Jean Szymczak
Produktion: BR 2020
Länge: 70'06

Jakob Nolte, geboren 1988, Kindheit und Jugend in Barsinghausen am Deister, Autor mehrfach preisgekrönter Theaterstücke, die in verschiedene Sprachen übersetzt wurden, Co-Kurator des Web Labels Tegel Media (mit Leif Randt). Romane u.a. „ALFF“ (2015), „Schreckliche Gewalten“ (2017). Hörspiele u.a. „Das Tierreich“ (Deutschlandfunk Kultur 2017, zusammen mit Michel Decar), „Unbekannte Meister 4 – eine Einführung in das Werk von Klara Khalil“ (BR 2018).