Hörspiel: Die Tagebücher des Victor Klemperer (1926–1932)

Leben sammeln (3/3)

Zwei Männer auf Fahrrädern beim SPD-Werbeumzug, das Bild ist violett eingefärbt
Die Geschichte geht weiter – Victor Klemperers Tagebücher 1918-1959 (Teil 3) © picture alliance / ullstein bild / Grafik Deutschlandradio
Funkbearbeitung: Klaus Schlesinger |
• Zeitdokument • Intrigen und Feindschaften gehören zu einer wissenschaftlichen Karriere, stellt Victor Klemperer fest. Er reist durch die Welt, aber der Ruf einer Universität bleibt aus. Unablässig beobachtet er den hereinbrechenden Faschismus.
Die Jahre 1926 bis 1932: Beim Spiel von Empfehlungen und kleinen Rankünen im Wissenschaftsbetrieb hält Victor Klemperer gut mit. Lange teilt er die völkischen Vorurteile seines Standes. Trotzdem gehört er nicht dazu, ist weder rechts noch links. Der ersehnte Ruf einer Universität bleibt aus. Er rechnet, reist durch die Welt, kauft der kranken Eva ein sündhaft teures Harmonium, das unbenutzt bleibt. Schließlich soll ein Haus Rettung bringen.
Victor Klemperer mit Anzug und Zigarre
Der Romanist Victor Klemperer um 1928.© Slub/ Deutsche Fotothek, Ursula Richter
Klemperer, der als Sohn eines Rabbiners geboren wurde und später zum Protestantismus konvertierte, kämpfte ständig um Zugehörigkeit. Seine Tagebucheinträge sind nicht zuletzt das Dokument einer Assimilation: „Klemperers Deutschtum [erscheint] nicht als ‚Heimat’, sondern als Ort der Sehnsucht, die Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft nicht als Selbstverständlichkeit, sondern als ein Wunsch, den er mit jedem Mittel zu verwirklichen sucht.” (Paola Traverso in der ZEIT, 1997)
Fortsetzung und letzter Teil der dreiteiligen Hörspielreihe.
Blick auf das ehemalige Wohnhaus von Victor Klemperer in Dresden. Die 1995 erschienenen Tagebücher "Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten" von Victor Klemperer gelten als eine der eindrücklichsten Schilderungen des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945.
Blick auf das ehemalige Wohnhaus von Victor Klemperer in Dresden.© picture alliance / dpa / Matthias Hiekel
Mehr zum Thema in unserem Podcast mit Leonie Schöler: „Die Geschichte geht weiter – Victor Klemperers Tagebücher 1918-1959“.

Leben sammeln (3/3)
Die Tagebücher des Victor Klemperer (1926–1932)
Von Victor Klemperer
Bearbeitung: Klaus Schlesinger
Regie: Peter Groeger
Mit: Udo Samel
Ton und Technik: Holger König und Monika Steffens
Produktion: DLR Berlin/ORB 1997
Länge: 53'43
Eine Wiederholung vom 17.12.1997

Victor Klemperer (1881–1960), Sohn eines Rabbiners aus Landsberg/Warthe, war ein namhafter Romanist, seit 1920 Professor an der Technischen Hochschule in Dresden, wo er 1935 zwangsentlassen wurde. Von 1945 bis 1960 arbeitete er erneut als Hochschullehrer in Dresden, Greifswald, Halle und Berlin. Berühmt wurde er mit seiner Abhandlung „LTI – Notizbuch eines Philologen“ (1947), in der er die ideologische Verwendung der deutschen Sprache in der Nazizeit analysiert.

Die Tagebücher Victor Klemperers umfassen den Zeitraum von der Weimarer Republik bis 1960. Insbesondere die Jahre von 1933 bis zum Ende des Krieges 1945, in denen er als zwangsemeritierter Professor und verfolgter Jude den nationalsozialistischen Alltag beobachtet, zeigen ihn als wichtigen Zeitzeugen.

Klaus Schlesinger (1937–2001) war Schriftsteller und Journalist. Seit 1971 Prosa, Hörspiele, Reportagen und Essays. 1980 Übersiedlung nach West-Berlin, ab 1992 wieder im Ostteil der Stadt. 1996 Hörspielfassung der Klemperer-Tagebücher 1933–45 „Zeugnis ablegen“ (DLR Berlin/ORB).

Klaus Schlesinger hat ein Leben im Osten und eins im Westen geführt - zwei Biografien, die der Schriftsteller nicht vereinen kann.
Klaus Schlesinger © picture alliance / dpa / Markus Wächter
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