Die Tagebücher des Victor Klemperer

Zeugnis ablegen (3/6)

Deutschland 1935: Aufmarsch des Arbeitsdienstes in Nürnberg beim Reichsparteitag auf dem Zeppelinfeld. Die Fotografie ist violett eingefärbt.
Die Geschichte geht weiter – Victor Klemperers Tagebücher 1918-1959 (Teil 2) © picture alliance / brandstaetter images / Austrian Archives / Grafik Deutschlandradio
Von Victor Klemperer |
• Zeitdokument • „Und immer mehr glaube ich, dass Hitler die deutsche Volksseele verkörpert. Dass er wirklich Deutschland bedeutet. Womit ich denn nicht nur äußerlich vaterlandslos geworden bin“, dokumentiert Klemperer sein Entsetzen.
1937/38: Klemperer arbeitet unermüdlich an seinen Studien, ohne jede Hoffnung auf Veröffentlichung, mit zunehmender Entfremdung und Verzweiflung. „Und immer mehr glaube ich, dass Hitler die deutsche Volksseele verkörpert. Dass er wirklich Deutschland bedeutet. Und dass er sich deshalb halten, und zu recht halten wird. Womit ich denn nicht nur äußerlich vaterlandslos geworden bin. Und auch wenn die Regierung einmal wechseln sollte, mein innerliches Zugehörigkeitsgefühl ist hin.“
Hitler auf Sängerbundesfest im Juli 1937
Hitler auf Sängerbundesfest im Juli 1937© picture alliance / akg-images
Die Tagebücher Victor Klemperers umfassen den Zeitraum von der Weimarer Republik bis 1960. Insbesondere die Jahre von 1933 bis zum Ende des Krieges 1945, in denen er als zwangsemeritierter Professor und verfolgter Jude den nationalsozialistischen Alltag beobachtet, zeigen ihn als wichtigen Zeitzeugen. Die hier vorliegende Hörspielfassung von Deutschlandradio Berlin und Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg in der Bearbeitung von Klaus Schlesinger wurde 1996 zum Hörbuch des Jahres gewählt.
Mehr zum Thema in unserem Podcast mit Leonie Schöler: „Die Geschichte geht weiter – Victor Klemperers Tagebücher 1918-1959“.

Zeugnis ablegen (3/6)
Die Tagebücher des Victor Klemperer
Dritter Teil: Die Jahre 1937–1938
Von Victor Klemperer
Bearbeitung: Klaus Schlesinger
Regie: Peter Groeger
Mit: Udo Samel
Ton und Technik: Peter Kainz und Dagmar Looke
Produktion: DLR Berlin/ORB 1996
Länge: 54'14
Eine Wiederholung vom 18.09.2019

Teil 4 am 11. September 22.03 Uhr

Victor Klemperer (1881–1960), Sohn eines Rabbiners aus Landsberg/Warthe, war ein namhafter Romanist, seit 1920 Professor an der Technischen Hochschule in Dresden, wo er 1935 zwangsentlassen wurde. Von 1945 bis 1960 arbeitete er erneut als Hochschullehrer in Dresden, Greifswald, Halle und Berlin. Er verfasste zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der italienischen und französischen Literatur. Berühmt wurde er mit seiner Abhandlung von „LTI – Notizbuch eines Philologen“ (1947), in der er die ideologische Verwendung der deutschen Sprache in der Nazizeit analysiert.

Der Romanist und Philologe Victor Klemperer in einer zeitgenössischen Aufnahme. Er wurde am 9. Oktober 1881 in Landsberg (Warthe) geboren und ist am 11. Februar 1960 in Dresden gestorben.
Victor Klemperer © picture alliance / dpa / Fotoreport Aufbau Verlag

Klaus Schlesinger (1937–2001) schrieb als Schriftsteller und Journalist Prosa, Hörspiele, Reportagen und Essays. 1980 übersiedelte er von Ost- nach West-Berlin. Hörspielfassung der Klemperer-Tagebücher aus den Jahren 1933–45 „Zeugnis ablegen“ (DLR Berlin/ORB 1996), aus den Jahren 1918–32 „Leben sammeln“ (DLR Berlin/ORB 1997) und über die DDR-Zeit der Klemperers „Zwischen allen Stühlen“ (DLR Berlin/SFB-ORB 1999).

Klaus Schlesinger hat ein Leben im Osten und eins im Westen geführt - zwei Biografien, die der Schriftsteller nicht vereinen kann.
Klaus Schlesinger © picture alliance / dpa / Markus Wächter
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