Die Tagebücher des Victor Klemperer

Zeugnis ablegen (4/6)

Deutschland 1935: Aufmarsch des Arbeitsdienstes in Nürnberg beim Reichsparteitag auf dem Zeppelinfeld. Die Fotografie ist violett eingefärbt.
Die Geschichte geht weiter – Victor Klemperers Tagebücher 1918-1959 (Teil 2) © picture alliance / brandstaetter images / Austrian Archives / Grafik Deutschlandradio
Von Victor Klemperer |
• Zeitdokument • Victor Klemperer versucht im letzten Moment, das nationalsozialistische Deutschland zu verlassen. Doch der späte Auswanderungsversuch misslingt.
„Vom amerikanischen Generalkonsulat in Berlin erhalten wir die ‚Vormerknummern der Warteliste’: 56429 und 30.“ Klemperers Versuch, in die USA zu emigrieren, wird zu spät und halbherzig unternommen – und scheitert. Ende Mai 1940 wird das Ehepaar aus seinem Haus vertrieben und in eines der „Judenhäuser“ eingewiesen. Die Furcht vor der Deportation und das Grauen angesichts der Gestapo-Razzien nehmen zu. Dieser vierte Teil der Funkbearbeitung umfasst die Jahre 1939 bis 1940.
Victor Klemperers Tagebucheintragungen, die dem sechsteiligen Hörspiel „Zeugnis ablegen“ zugrunde liegen, reichen insgesamt vom 14. Januar 1933 bis zum 10. Juni 1945, als er in das zerstörte Dresden zurückkehrte – einer der wenigen überlebenden Juden dieser Stadt. Die detaillierten Beschreibungen seiner Alltagserfahrungen in einem Deutschland, in welchem jüdisches Leben immer unmöglicher wird, sind ein wertvolles wie bewegendes Zeitdokument.
Mehr zum Thema in unserem Podcast mit Leonie Schöler: „Die Geschichte geht weiter – Victor Klemperers Tagebücher 1918-1959“.

Zeugnis ablegen (4/6)
Die Tagebücher des Victor Klemperer
Vierter Teil: Die Jahre 1939 und 1940
Von Victor Klemperer
Bearbeitung: Klaus Schlesinger
Regie: Peter Groeger
Mit: Udo Samel
Ton und Technik: Peter Kainz und Dagmar Looke
Produktion: DLR Berlin/ORB 1996
Länge: 53'55
Eine Wiederholung vom 25.09.2019

Teil 5 am 18. September 22.03 Uhr

Victor Klemperer (1881–1960), Sohn eines Rabbiners aus Landsberg/Warthe, war ein namhafter Romanist, seit 1920 Professor an der Technischen Hochschule in Dresden, wo er 1935 zwangsentlassen wurde. Von 1945 bis 1960 arbeitete er erneut als Hochschullehrer in Dresden, Greifswald, Halle und Berlin. Er verfasste zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der italienischen und französischen Literatur. Berühmt wurde er mit seiner Abhandlung von „LTI – Notizbuch eines Philologen“ (1947), in der er die ideologische Verwendung der deutschen Sprache in der Nazizeit analysiert.

Der Romanist und Philologe Victor Klemperer in einer zeitgenössischen Aufnahme. Er wurde am 9. Oktober 1881 in Landsberg (Warthe) geboren und ist am 11. Februar 1960 in Dresden gestorben.
Victor Klemperer© picture alliance / dpa / Fotoreport Aufbau Verlag

Klaus Schlesinger (1937–2001) schrieb als Schriftsteller und Journalist Prosa, Hörspiele, Reportagen und Essays. 1980 übersiedelte er von Ost- nach West-Berlin. Hörspielfassung der Klemperer-Tagebücher aus den Jahren 1933–45 „Zeugnis ablegen“ (DLR Berlin/ORB 1996), aus den Jahren 1918–32 „Leben sammeln“ (DLR Berlin/ORB 1997) und über die DDR-Zeit der Klemperers „Zwischen allen Stühlen“ (DLR Berlin/SFB-ORB 1999).

Klaus Schlesinger hat ein Leben im Osten und eins im Westen geführt - zwei Biografien, die der Schriftsteller nicht vereinen kann.
Klaus Schlesinger © picture alliance / dpa / Markus Wächter
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