Anarchistinnen
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Jedes Individuum ist frei. Auch in der Liebe. Das ist für Julia aus Berlin und Nathalie aus Valencia Anarchie, nicht Chaos und Zerstörung. So versuchen sie zu leben. Ihr Vorbild ist die Anarcho-Syndikalistin Federica Montseny. Sie war 1936 Ministerin in der spanischen Republik und wollte nichts weniger als eine bessere Welt.
Julia war in den 90er-Jahren Punk. Sie hat sich linken Gruppierungen angeschlossen. Sie hat studiert, die prekäre Akademikerarbeitswelt kennengelernt. Heute ist sie organisierte Anarcho-Syndikalistin in der FAU, der Freien Arbeiter*innen Union, im Berliner Wedding. Sie engagiert sich in der "Sektion Medien" und in der Gender-AG.
Auch die Spanierin Nathalie war Punkerin. Sie hat Jura studiert – "aus Berufung" wie sie sagt - und sich auf Strafrecht und geschlechtsspezifische Gewalt spezialisiert.
Nathalie ist in Valencia Mitglied in der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft CGT und aktiv bei den "Dones Lliures", den "Freien Frauen", die es schon 1936 gab.
Eine der führenden Anarcho-Syndikalistinnen jener Zeit war Federica Montseny.
In der republikanischen Regierung wurde Montseny Ministerin - als erste Frau im westlichen Europa. Sie war zuständig für Gesundheit und Soziales, mitten im Bürgerkrieg. Damals zählte die anarchistische Gewerkschaftsbewegung in Spanien zwei Millionen Mitglieder.
Der Begriff Anarchismus wird heutzutage oft mit Anomie gleichgesetzt. Julia versteht sich genauso wenig wie Nathalie und Federica als Verfechterin von Zerstörung und Regellosigkeit. Für sie heißt Anarchismus: Globales Gemeinwohl. Solidarität. Gerechtigkeit. Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit.
Produktion: Dlf/SWR 2018