Jenseits von Gut und Böse
Ein kroatisches Dorf als Flickenteppich der Identitäten
Von Barbara Kenneweg
Redaktion: Tina Klopp
Regie: die Autorin
Es sprachen: Maya Bothe, Hendrik Stickan, Michael Stange,
Boris Jacoby und Leonie Renée Klein
Ton und Technik: Peter Haarsch
Produktion: WDR/Deutschlandfunk 2021
Jenseits von Gut und Böse
53:38 Minuten
Rudina, ein winziges Dorf auf einer kroatischen Ferieninsel, wirkt beinahe unberührt. Doch die Geschichte seiner Bewohner spiegelt beispielhaft wieder, wie zerrüttet die Region noch ist durch die Gründung und den späteren Zerfall Jugoslawiens.
Mehr als zwei Jahrhunderte lang gab es im Dorf nur zwei Familienclans und zwei Nachnamen. Titos Jugoslawien würfelte die Einwohnerschaft neu zusammen. Der Krieg, der ihm vor drei Jahrzehnten ein Ende setzte, tat es ein weiteres Mal. Seine Schrecken sind nicht vergessen. Heute ist Rudina ein Patchwork verschiedener Identitäten.
Von seinen knapp fünfzig Einwohnern sind nur fünf hier geboren. Der Musiker Sinischa, Sohn eines Ingenieurs und einer Bankmanagerin, beide bosnische Serben, lebte viele Jahre in Sarajevo. Seine Eltern hatten in Rudina ein Haus gekauft, als er acht war. Bei Kriegsausbruch sah der Vater ein Blutbad voraus und schickte den Neunzehnjährigen gegen seinen Willen in die USA.
Josip, sein kroatischer Kinderfreund gleichen Alters, der als Sohn eines Bauarbeiters in Rudina gelandet war, meldete sich hingegen gleich nach seinem Schulabschluss freiwillig an die Front, um gegen die Serben zu kämpfen. Dreißig Jahre ist das her.
Heute trinken in Rudina nationalistische Kriegsveteranen mit Pazifisten ihren Wein, katholische Traditionalisten bilden mit Tito-Kommunisten eine Gesangsgruppe. Die Mischung scheint beinahe unmöglich. Aber sie funktioniert.
Von seinen knapp fünfzig Einwohnern sind nur fünf hier geboren. Der Musiker Sinischa, Sohn eines Ingenieurs und einer Bankmanagerin, beide bosnische Serben, lebte viele Jahre in Sarajevo. Seine Eltern hatten in Rudina ein Haus gekauft, als er acht war. Bei Kriegsausbruch sah der Vater ein Blutbad voraus und schickte den Neunzehnjährigen gegen seinen Willen in die USA.
Josip, sein kroatischer Kinderfreund gleichen Alters, der als Sohn eines Bauarbeiters in Rudina gelandet war, meldete sich hingegen gleich nach seinem Schulabschluss freiwillig an die Front, um gegen die Serben zu kämpfen. Dreißig Jahre ist das her.
Heute trinken in Rudina nationalistische Kriegsveteranen mit Pazifisten ihren Wein, katholische Traditionalisten bilden mit Tito-Kommunisten eine Gesangsgruppe. Die Mischung scheint beinahe unmöglich. Aber sie funktioniert.
Barbara Kenneweg, geboren 1971, arbeitet seit 2006 als Autorin für den Hörfunk. Es entstanden zahlreiche Features und Hörspiele (u. a. für Deutschlandfunk, RBB, WDR).