Nacht
Nach einem Gedicht von Etel Adnan
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Klaudia Ruschkowski
Bearbeitung: Klaudia Ruschkowski und Giuseppe Maio
Regie: Giuseppe Maio
Mit: Etel Adnan, Angela Winkler, Sandra Borgmann
Komposition: Ulrike Haage
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2017
Länge: 63'54
Eine Wiederholung vom 02.04.2017
NACHT
64:00 Minuten
• Poesie • „Wir leben bei Tag und mein Gefühl ist, dass wir das Mysterium der Nacht verloren haben.“ Für Etel Adnan ist die „Wirklichkeit aus Nacht gemacht“: ein Hörstück, bestehend aus Erleben, Erkenntnis und einer Vorahnung.
„Ich sagte euch, ich bin die Nacht. Aber niemand bemühte sich herauszufinden, was das heißt.“ Das Gedicht „Nacht“ ist aus Gedankensplittern gefügt. Jeder Gedanke kann einzeln und für sich stehen. Er kann sich aber auch mit den anderen zu einem (inneren) Bild fügen, das die (inneren) Bilder der Hörenden in sich aufnimmt. Etel Adnan wirft einen Schlagschatten auf ihre eigene Gegenwart, zuweilen mit Heftigkeit.
Die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste wählte „Nacht“ zum Hörspiel des Monats August 2017:
„Die 92-jährige libanesisch-amerikanische Schriftstellerin Etel Adnan, deren Stimme im englischen Originalton die Grundlage des Hörspiels bilden, übt mit ihren Meditationen über die Nacht eine suggestive Wirkung aus. Träume, Erinnerung, das Universum und Imagination sind zentrale Begriffe, die sie mit sinnlichen Metaphern und frappierenden Sprachbildern umspielt.
Die Stimmen der Schauspielerinnen Angela Winkler und Sandra Borgmann sind von Klaudia Ruschkowski, die den Text auch übersetzte, und Giuseppe Maio als deutsche Gegenstimmen inszeniert. Denn sie übersetzen das Original nicht nur, sondern erschaffen mit Auslassungen, Zusatztexten, gliedernden Wiederholungen, Überschneidungen und synchronen Hervorhebungen einen Innenraum (‚Cézanne sagte zu Recht, dass Natur Innenraum ist‘), in dem die philosophische Poesie Etel Adnans sich subtil entfaltet: ‚Es ist immer Nacht, sonst brauchten wir kein Licht.‘“
Etel Adnan, geboren 1925 in Beirut, gestorben 2021 in Paris, gehörte zu den wichtigsten Stimmen der arabischen Welt und Literatur. Die Schriftstellerin, Essayistin, Philosophin und Malerin lebte in Paris, früher in Sausalito (Kalifornien) und Beirut. Ihre Bilder, Zeichnungen und Künstlerbücher waren 2012 in eigenen Räumen auf der documenta (13) zu sehen. Hörstücke: „Schiff im Sturm Berg Mond Meer ganz und gar schwerelos. Etel Adnans Reise durch Leben und Länder“ (DKultur 2008), „Arabische Apokalypse“ (DKultur/HR 2013).