"Was will dieses Grau´n bedeuten"
Eigentlich wollte Theo Padnos nur ein paar Tage im syrischen Rebellengebiet recherchieren. Doch dann fällt der amerikanische Autor in die Hände der Dschihadisten: der Beginn eines 22 Monate dauernden Martyriums. Die Kämpfer der Al-Nusra-Front, einem Ableger von Al Kaida, foltern Theo Padnos und geben vor, ihn hinzurichten.
Die ersten Wochen verbringt der 46-Jährige verzweifelt und von Selbstvorwürfen gequält auf dem Boden seiner Kellerzelle kauernd. Bei seiner Folter müssen auch Kinder mitmachen. Während ein Erwachsener ihn befragt, sollen die Kinder ihn mit Ketten und Kabeln an den Füßen kitzeln. Padnos beobachtet, dass die Folter für die Islamisten wie ein religiöses Ritual ist, bei dem vorher auch gebetet wird.
Überlebensstrategien entwickelt
Nach und nach entwickelt der Literaturwissenschaftler Überlebensstrategien und versucht, die Gedankenwelt seiner Peiniger zu verstehen. Er gewinnt Einblicke in die Wirren des syrischen Bürgerkriegs und den Alltag der Dschihadisten. Padnos versucht, sich mit den Kindern anzufreunden. Einer der Jungen glaubt, dass Padnos in Amerika viele Freundinnen hat. Irgendwann geht dem das Gerede auf die Nerven. Er antwortet: "Du könntest dort keine einzige haben, weil du kein Wort Englisch sprichst". Daraufhin bringt der Junge Papier und Stifte und lernt mit seinem Gefangenen Englisch.
Theo Padnos beginnt noch in der Geiselhaft damit, seine Einsichten und die Todesangst literarisch zu bearbeiten, er schreibt ein Theaterstück. Er will erklären, warum Syrien so verrückt geworden ist, warum es sich so radikal verändert hat. Früher waren die Menschen gastfreundlich und warmherzig, heute schneiden sie anderen den Kopf ab. Seine Erkenntnis: "Je mehr man sie versteht, desto mehr vergibt man ihnen."
Produktion: DLF 2015