Hörspiel nach Elias Canetti

Die Blendung (1/2)

Durcheinander aufgestellte Bücher auf einem roten Tisch
So sehr der Sinologe Peter Kien seine Bücher liebt, so sehr verabscheut er Menschen. © Maryna Terletska / Getty Images
Von Elias Canetti |
• Literatur • Elias Canetti zeichnet eine vom Weltuntergangsfieber entzündete Gesellschaft: Die Hauptfigur, ein weltfremder Wissenschaftler, heiratet seine Haushälterin und verfällt dem Wahnsinn. Der Klassiker als zweiteilige Hörspielproduktion.
Der berühmte Sinologe Kien lebt in der Welt seiner Bücher. Von seiner Haushälterin Therese zur Ehe verführt, wird er von nun an mit den Widrigkeiten des alltäglichen Lebens konfrontiert. Der Bosheit Thereses sowie Neid und Missgunst im kleinbürgerlich-subproletarischen Wiener Milieu mit seinen bizarr-grotesken Gestalten hält er nicht stand. Am Ende bleibt ihm nur die Flucht in den Wahnsinn. Er legt Feuer an seine gewaltige Bibliothek, die das Wissen der größten Denker der gesamten Welt beherbergt hat und verbrennt mit seinen Büchern.
„Die Blendung“, 1935 in Wien erschienen und häufig mit dem „Ulysses“ von James Joyce verglichen, wurde erst verspätet als Meisterwerk der Literatur des 20. Jahrhunderts gewürdigt. Die Schilderung einer vom Weltuntergangsfieber entzündeten Gesellschaft gilt als zeitlose Metapher für die Auseinandersetzung des Geistes mit der Wirklichkeit.
„Die Blendung“ war 2002 in Österreich Hörspiel des Jahres.

Die Blendung (1/2)
Nach dem Roman von Elias Canetti
Bearbeitung: Helmut Peschina
Regie: Robert Matejka
Mit: Peter Simonischek, Felix von Manteuffel, Libgart Schwarz, Fritz Karl, Robert Meyer, Wolfgang Böck, Hanna Tomek, Valentin Scholz, Karl Ferdinand Kratzl, Karl Menrad, Alexander Bernard, Radovan Grahovac
Komposition: Max Nagl
Ton und Technik: Gerhard Wieser, Herta Werner
NDR/DLR Berlin/BR/ORF 2002
Länge: 87'17

Die Blendung (2) am 4. Mai 2025, 18.30 Uhr, Deutschlandfunk Kultur

Elias Canetti (1905–1994) wurde in Rustschuk (heute: Russe, Bulgarien) als Kind jüdisch-spaniolischer Eltern geboren. Der Romancier, Kulturphilosoph und Dramatiker wuchs vielsprachig auf, lebte in Lausanne, Zürich, Frankfurt und – bis zu seiner Emigration nach London im Jahr 1938 – in Wien. 1981 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Er starb in Zürich.

Weitere Hörspiele nach Elias Canetti: „Die Befristeten“ (WDR 1966, Rundfunk der DDR 1984), „Party im Blitz“ (DKultur 2005), „Briefe an Georges“ (DKultur 2006), „Die Blendung“ (BR/ORF 2013).

Elias Canetti in Zürich 1977
Elias Canetti in Zürich 1977© Museum Strauhof Zürich; © Bildarchiv Elias Canetti Erben durch Carl Hanser Verlag, München
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