Hörspiel über Einsamkeit

Erzählen, wie es weitergeht

49:24 Minuten
Ein Abgleich mit der Vergangenheit: Eine Frau hält an einem einsamen Schauplatz ein Schwarz-Weiß-Foto mit drei Kindern hoch - aufgenommen exakt an diesem Ort.
Bedeutet Erleben den ständigen Abgleich mit dem bereits Erlebten? © Anita Jankovic / unsplash
Von Jürgen Becker |
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• Originalhörspiel • Wer sind wir, wenn wir allein sind? Wie lenken unsere Erinnerungen unser Bewusstsein? Das neue Hörspiel des Büchner-Preisträgers Jürgen Becker schärft unsere Wahrnehmung für Prozesse der Erfahrung.
Fünf Stimmen sprechen in diesem Hörspiel, eine jede in ihrer eigenen Umgebung. Jörn, nach dem Tod seiner Frau, sitzt in seinem Gartenzimmer und versucht, mit dem Alleineleben zurande zu kommen. Maria steht auf ihrem Balkon und schaut hinab auf den Parkplatz des gegenüber liegenden Einkaufsmarkts. Hanni in ihrem Mädchenzimmer erzählt, was Vater und Großvater erzählen und was die Tante aus Magdeburg dazu sagt. Johann steht in der Halle eines Hochhauses und wartet auf den Aufzug, der ihn hoch ins 21. Stockwerk fährt. Und Lonny spricht mit dem Anrufbeantworter, in der Erwartung, dass ihr Mann sie zurückruft.
Fünf Stimmen in augenblicklichen Situationen, und in jeder Situation spricht Erinnerung mit, wirkt Vergangenes auf eine Weise nach, dass ein Schatten auf die Selbstverständlichkeiten des Alltags fällt. Falls es denn Selbstverständlichkeiten sind. Auch dies nämlich machen die fünf Stimmen hörbar: ein stilles Unbehagen und die Verwunderung, dass der Alltag so weitergeht, wie er noch ist.
Zur Verfügung steht hier die binaurale Tonmischung. Wir empfehlen, das Hörspiel mit Kopfhörern zu genießen.

Ursendung
Erzählen wie es weitergeht
Von Jürgen Becker
Regie: Matthias Kapohl
Mit: Martin Brambach, Anja Lais,Christian Redl, Kristin Steffen, Ilse Strambowski
Komposition: Gregor Schwellenbach
Ton und Technik: Christoph Rieseberg und Thomas Widdig
Dramaturgie: Sabine Küchler
Produktion: Deutschlandfunk 2024
Länge: 49'16

Anschließend:
Erinnern ist eine Art zu leben (gekürzt)
Jürgen Becker im Gespräch mit Thomas Böhm
Produktion: Deutschlandfunk 2022
Länge: 38‘39

Jürgen Beckers neues Hörspiel steht am Ende einer jahrzehntelangen Radiopraxis. Dazu gehören auch die 20 Jahre als Hörspielredakteur im Deutschlandfunk. Er lebt in Köln, wo er 1932 geboren wurde. 2022 erschien, neben der Gesamtausgabe seiner Gedichte, der Lyrikband „Die Rückkehr der Gewohnheiten“. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter für seine Hörspielarbeit 2013 den Günther-Eich-Preis, 2014 den Büchner-Preis.

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