Ein Gang durch das Spracharchiv des Doktor Zwirner
Der Sprachforscher und Nervenarzt Eberhard Zwirner gründete 1932 das Deutsche Spracharchiv, das sich der statistischen Erforschung von Sprachlauten widmete, der sogenannten Phonometrie. Er ließ in ganz Deutschland Aufnahmen von Mundarten anfertigen, das Archiv Deutsches Lautdenkmal entstand. Zwirner interessierte sich auch für sprachliche Anomalien.
In den 50er-Jahren nahm er Psychiatriepatienten vor und nach einer Lobotomie auf, um den Ausdruck der Psyche in der Sprache zu beweisen. Das Feature ist aufgebaut wie ein imaginäres akustisches Archiv. Der Hörer wird durch die Archive geführt wie mit einem Audioguide durch eine Ausstellung. Dabei werden dem historischen Lautmaterial Stimmen entgegengestellt, die von der Zukunft der Sprache erzählen, etwa von der emotionalen Sprachsynthese und der automatisierten Sprachanalyse zu psychologischen Zwecken.
Eine enge Verwandtschaft wird deutlich zwischen Zwirners historischen Arbeiten und der Entwicklung heutiger Audiotechniken. Das Feature beruht auf der gleichnamigen Ausstellung des Künstlers Clemens von Wedemeyer im Kunstverein Braunschweig. Dort war von 1940 - 1942 das Deutsche Spracharchiv untergebracht.
Produktion: DLF 2015
Manuskript zur Sendung