Ursendung
Faust (hab' ich nie gelesen)
Von Noam Brusilovsky
Regie: der Autor
Mit Itay Tiran, Bibiana Beglau, Walter Kreye, Anika Mauer, Almut Henkel, Noam Brusilovsky, u.a.
Komposition: Tobias Purfürst
Von und Technik: Christian Eickhoff, Tanja Hiesch, Nikolaus Löwe und Venke Decker
Produktion: SWR/Dlf 2022
Länge: 74'33
Hörspiel des Monats November 2022
Hörspielkomödie über Goethes "Faust" und die Mühen des Deutschwerdens. © imago/imageBROKER/Helmut Hess
Faust (hab' ich nie gelesen)
Für die Beantragung der deutschen Staatsbürgerschaft benötigt der in Israel geborene Hörspielmacher Noam Brusilovsky eine Bestätigung seines Arbeitgebers - des ÖRR - über seine vorangeschrittene Integration in Deutschland. Im Gegenzug soll Brusilovsky Goethes „Faust“ als Hörspiel inszenieren.
Den hat er allerdings nie gelesen - was die prominente Besetzung auf keinen Fall merken darf! So lässt sich der „Regisseur wider Willen” den „Faust“ von Passanten erzählen und von verschiedensten Expertinnen erklären und überlegt sich, welche bisherigen Regieideen er für seinen „Faust“ klauen könnte.
„Wem gehört der ‚Faust‘ und wer darf ihn inszenieren? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt meines neuen Hörspiels. Ich habe ihn tatsächlich nicht gelesen und werde es bis zur Sendung auch nicht tun. Denn in dieser Arbeit beschäftige ich mich mit dem Nichtlesen dieses identitätsstiftenden Werks. Obwohl ich ständig versuche, mich dagegen zu wehren, scheint das Deutschwerden nach so vielen Jahren hier ein unvermeidbarer, schleichender Prozess zu sein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich darauf vorbereitet bin und habe deshalb Angst, dass die Lektüre des ‚Faust‘ diesen Prozess nur beschleunigen würde.“ (Noam Brusilovsky)
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main hat das Hörspiel "Faust (hab' ich nie gelesen)" zum Hörspiel des Monats November 2022 gekürt.
Noam Brusilovsky, geboren 1989, studierte Schauspiel und Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und arbeitet als Theater- und Hörspielmacher. Seine Hörspiele „Broken German” (SWR) und „Adolf Eichmann: Ein Hörprozess” (rbb/Deutschlandfunk) erhielten den Deutschen Hörspielpreis der ARD, seine gemeinsame Arbeit mit der Sängerin Lucia Lucas „Die Arbeit an der Rolle” (SWR) wurde mit dem 71. Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet. Für den Deutschlandfunk inszenierte er auch die Produktionen „Woran man einen Juden erkennen kann” (2016) und „Der Tod des Iwan Iljitsch/Sterben in Bern” (2019).