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Die Sau rausgelassen. Oder: Das Schwein ist auch nur ein Mensch

Drei Schweine stehen in einem Stall und gucken in die Kamera.
Kaum ein anderes Nutztier wird so widersprüchlich wahrgenommen wie das Schwein. © dpa/picture alliance/Bernd Wüstneck
Von Günter Beyer |
"Noch mal Schwein gehabt", heißt es, wenn eine riskante Sache noch mal gut ausgeht. Bedenkenlos vertrauen wir dem Porzellanschwein unser Erspartes an. Aber die Sauereien eines skrupellosen Zeitgenossen empören uns ebenso wie die Ferkeleien eines unappetitlichen Essers.
Kein anderes Tier zieht so gegensätzliche Projektionen auf sich wie das Schwein. Während es Juden und Moslems als unrein verachten, preist der hessische Landgasthof die Schlachtplatte als saulecker an. Weltweit hat das Schwein sich unauslöschlich in die Kulturgeschichte eingewühlt. In China zelebriert man ihm zu Ehren das Jahr des Schweins. Im Schweinsgalopp rast das Tier durch populäre Mythen, durch Literatur, Kunst und Film. Die Zauberin Kirke verwandelt die Gefährten des Odysseus' in lächerliche, quiekende Schweine, während in George Orwells antikommunistischer Satire "Animal Farm" das Schwein zum Träger politischer Schreckensvisionen avanciert: Der Eber Napoleon schwingt sich zum schweinischen Diktator auf. Auf der Leinwand wurden Schweinchen Babe, Rudi Rüssel und Miss Piggy zu Medienstars.
Produktion: DLF 2011