Indianer im Regenwald

Madarejúwas Entscheidung

49:44 Minuten
Der Dorfälteste des Amazonasvolkes der Tenharim begrüßt eine Gruppe von Jägern.
Was bedeutet die Abholzung des Amazonaswaldes für die indigenen Einwohner, die Tenharim? © Deutschlandradio/Thomas Fischermann
Von Thomas Fischermann |
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Madarejúwa Tenharim, ein junger Indianerkrieger aus dem brasilianischen Amazonasgebiet, steht vor der Entscheidung seines Lebens. Soll er weiter der jahrtausendealten Tradition seines Volkes folgen, also nomadisch im Wald nach Tieren jagen, Nüsse und Früchte sammeln? Oder ist es besser, in die Stadt zu ziehen, eine Schulausbildung abzuschließen, einen Job zu ergreifen und in die Welt der Weißen einzutreten?
Das Volk der Tenharim zählt ungefähr 900 Menschen, sie leben im südwestlichen Amazonaswald. Ihr Reservat hat etwa die Größe von Schleswig-Holstein. Es ist ein riesiges Stück tropischer Regenwald, der von Flüssen durchzogen und hier und da von Sumpflandschaften unterbrochen ist. Die Tenharim bewahren sich bis heute eine ursprüngliche Lebensweise, ein großer Teil von ihnen zieht mehrere Monate pro Jahr nomadisch durch das Stammesgebiet. Sie jagen Tiere, sammeln Nüsse und Früchte.
Doch die Idylle täuscht. Längst wird das Reservat von Holzfällern und Goldsuchern eingekreist. Landspekulanten und Agrarunternehmer wollen den Wald durch Weiden und Ackerland ersetzen. Gewaltsame Zusammenstöße nehmen zu. Nach aller Erfahrung wird dort, wo die Tenharim leben, in zwanzig Jahren kein Baum mehr stehen.



Brandrodung am Rande des Reservates. Wenn die wertvollen Baumstämme abtransportiert sind, brennen die Großgrundbesitzer das Unterholz ab.
Brandrodung © Deutschlandradio / Thomas Fischermann
Madarejúwa Tenharim, 23 Jahre alt, ist ein junger Krieger seines Volkes, und er steht vor der Entscheidung seines Lebens. Soll er versuchen, sein Land zu verteidigen? Oder soll er aufgeben, in die Stadt ziehen, eine Schulbildung abschließen und einen Job suchen? Beides ist schwierig. Den illegalen Holzfällern wäre mit Pfeil und Bogen kaum beizukommen, und Proteste oder Anzeigen bei den Behörden haben bisher wenig gebracht. In der Stadt sind Indigene wie er auch nicht willkommen. Sie gelten als Wilde mit Pfeil und Bogen, als Mörder und sogar als Menschenfresser, denen nicht zu trauen ist.
In diesem Feature erzählt Madarejúwa seine eigene Geschichte, und er erklärt, wie er sich entscheiden wird.
Thomas Fischermann hat das Volk der Tenharim über vier Jahre hinweg besucht. Er nahm an ihrem Leben teil, begleitete den Krieger Madarejúwa zu Expeditionen in die Tiefen des Stammesgebiets und wurde als erster Weißer zu den Heiligen Stätten des Volkes geführt.
Anfang 2018 erschien ein gemeinsames Buch der beiden: "Der letzte Herr des Waldes: Ein Indianerkrieger aus dem Amazonas erzählt von der Zerstörung seiner Heimat und den Geistern des Waldes" (erschienen bei C.H.Beck), seither haben sie ihre Gespräche fortgesetzt.

Madarejùwas Entscheidung
Vom Überleben im Brasilianischen Regenwald
Von Thomas Fischermann

Regie: Matthias Kapohl
Es sprachen: Enno Kalisch, Sebastian Schlemmer, Axel Gottschick,
Hendrik Stickan, Anne Esser, Robert Oschatz, Rainer Homann,
Jonas Baeck
Ton und Technik: Gunter Rose und Kathrin Fidorra
Redaktion: Tina Klopp
Produktion: Deutschlandfunk 2019
(Wiederholung vom 18.01.2019)

Thomas Fischermann, geboren 1969, ist Buchautor und Redakteur für die ZEIT in Südamerika. Seit 2013 lebt er in Rio de Janeiro. Zuvor arbeitete der studierte Ökonom, Sozial- und Politikwissenschaftler in London und New York. Fischermann tritt auch als Sprecher und Moderator auf. Für seine Arbeiten hat er verschiedene Journalistenpreise erhalten, zuletzt von der informedia-Stiftung, den Medienethikpreis, den Deutschen Journalistenpreis und den Ernst-Schneider-Preis der Deutschen Wirtschaft.

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