Lob der Bürokratie
Das unsterbliche Milieu der Verwaltung
Von Florian Felix Weyh
Regie: Frank Merfort
Mit: Cathlen Gawlich, Tonio Arango und dem Autor
Technik: Andreas Stoffels
Redaktion: Thorsten Jantschek
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2024
Länge: ca. 54'30
Wdh. am 10.11.2024, Deutschlandfunk, 20.05 Uhr
Das unsterbliche Milieu der Verwaltung
Haben die Aktenordner ausgedient? © Imago / Shotshop
Lob der Bürokratie
54:38 Minuten
Theoretisch spricht viel dafür, dass die Verwaltung in der digitalen Automatisierung untergeht; praktisch allerdings ist sie erstaunlich präsent. Verwaltungen erweisen sich als soziokulturelle Biotope von großer Beharrungskraft.
Vor 30 Jahren versprach Microsoft das papierlose Büro und heute soll die KI möglichst alle menschlichen Verwaltungsvorgänge - von der Dokumentation bis zum Dokumentenstempel - automatisieren. Aber würde das dem komplexen Milieu der Verwaltung gerecht? Wohl kaum.
Mit Niklas Luhmann im Hinterkopf lassen sich Verwaltungsvorgänge als autonome Welten beschreiben: Tun um des Tuns willen, Produktivität, ohne Produkte zu erzeugen. Und jeder Vorgang wird für die Nachwelt dokumentiert!
Zwar ärgert sich jeder mal über die Verwaltung – ihre Sprache, ihre Formulare, ihre Fristen, ihre starren Entscheidungen –, dennoch fällt es schwer, sich ihr Verschwinden vorzustellen. Selbst der Stempel, archaischstes Verwaltungswerkzeug, scheint unersetzlich. Womöglich blühen sogar im ruhigen Biotop des Verwaltungsapparats, wo Leistungsdruck und Konkurrenz durch starre Laufbahnen entschärft sind, versteckte Orchideen? Es gilt, sie zu entdecken.
Florian Felix Weyh, Jahrgang 1963, schrieb als junger Mensch Theaterkomödien und Hörspiele. Heute bevorzugt er das Feature mit seinem dokumentarischen Anteil. Geblieben ist ihm der Zugriff des Dramatikers auf seine Figuren: Wo er die Welt im Radio erforscht, werden die Interviewten zu Mitspielern im Theatrum mundi. Unterhaltsam geht es dabei immer noch zu.