Die Insel Kihnu in Estland. Während die Männer zur See fahren, haben die Frauen das Sagen. Doch jetzt steht das Inselleben vor einem Wandel.
Koordinaten: 58°08.489'N, 23°59.204'E. Größe: 16,38 km². Entfernung vom estnischen Festland: 1 Stunde und vier Minuten.
Kihnu – eine abgelegene Fischerinsel im Meerbusen von Riga.
Wenn die Männer zur See fahren, bleiben die Frauen zuhause. Bestellen Felder. Begehen religiöse Rituale. Bewahren Traditionen. Die estnische Insel beherbergt, so sagen manche, das letzte Matriarchat Europas.
Kein Arzt, kein Friseur, keine Polizei. Doch Kihnus Isolation löst sich auf, ganz langsam. Im Sommer kommen Touristen. Ein paar mehr, jedes Jahr. Eine Highspeed-Internetverbindung wirft den Anker ans Festland. Unweit der Insel wird ein Offshore-Windpark geplant. Das Ende der Fischerei? Wenn die Männer nicht mehr aufs Meer hinausfahren, was ist dann noch übrig vom Matriarchat?
Seit 2003 zählt die Insel mit ihren Traditionen, Bräuchen und Strickmustern zum immateriellen Weltkulturerbe. Kihnu strickt an der Zukunft. Gelingt es den Frauen, die Fäden selbst in der Hand zu behalten?
Mit: Lilith Stangenberg, Stephanie Stremler, Manuela Alphons, Robert Oschatz, Susanne Barth, Sigrid Burkholder, Jonas Baeck, Claudia Mischke und Karolina Horster Ton und Technik: Eva Pöpplein, Jens Müller und Lukas Fehling Regie: die Autorin Redaktion: Thilo Guschas Produktion: Deutschlandfunk/SWR 2022 (Wiederholung vom 14.10.2022)
Julia Schulz arbeitet als freie Autorin, Theatermacherin und manchmal auch als Tierärztin. Sie hat Szenische Künste und Kreatives Schreiben in Hildesheim studiert, Regie als Gast in Frankfurt. Dramaturgische und inszenatorische Arbeiten sowie Assistenzen für das Schauspiel Köln, die Volksbühne Berlin, das Ballhaus Ost und das Nationaltheater Radu Stanca in Hermannstadt. Mitarbeiten u.a. bei Rimini Protokoll in den Projekten „Bauprobe Beethoven“ und „Utopolis“.