Die Hand ist ein einsamer Jäger
Von Katja Brunner
Regie: Ivna Žic und die Autorin
Mit: Carolin Conrad, Lisa-Katrina Mayer, Laura Naumann, Thiemo Strutzenberger und Katja Brunner
Komposition: Matija Schellander
Sounddesign: Martin Eichberg
Ton und Technik: Martin Eichberg, Susanne Beyer
Dramaturgie: Julia Gabel und Johann Mittmann
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2021
Länge: 55'43 (online 63'26)
Eine Wiederholung vom 02.09.2021
Hörspiel: Weiblichkeit, Gewalt, Rebellion
Jagdgebiet Club: Hände, bleibt, wo ihr seid! © Tom Chambers / EyeEm
Die Hand ist ein einsamer Jäger
64:23 Minuten
• Dramatik des Widerstands • Weiblich gelesene Körper sind gesellschaftliche „Kampfplätze“. Stimmen erzählen von Gewalt, Rebellion, Selbstermächtigung: „Manche leben in Geschichten, die ihnen helfen, WIR leben in Geschichten, die unmöglich sind.“
Prinzessin Selda spricht als pixelgewordene Fantasieoberfläche. Das Hungermädchen wartet auf das Verschwinden und ein anderes auf seine Mutter, die entschieden hat, das Haus nicht wieder zu verlassen. Eine selbsternannte Rebellin probiert die Masken der Weiblichkeit, während sich eine andere fragt, wem eigentlich diese Hand da gehört, die sich mit ihrem Bein befasst. Dabei dröhnt der „Chor der Bulimiker:innen“ durch die Textflächen.
Einige Stimmen legen Zeugnis ab von Unzulänglichkeiten und Verletzungen, vom Aufgeben und dem Rückzug in die Sprachlosigkeit. Andere Stimmen leisten Widerstand, sie lassen ihrer Wut freien Lauf, finden Kraft in Sprachgewalten und erschüttern mit beißendem Sarkasmus alte Deutungshoheiten. Ihre Worte sind ein Gegendruck: gegen den „Hodenklub“, gegen Übergriffe und gegen einschränkende Normen für weiblich gelesene Personen.
Ein Hörspiel als „Kaleidoskop des Terrors“ und doch zugleich als drängender poetischer Appell für Solidarität jenseits typisierender Vereinheitlichungen. Die oft schmerzvolle Lebendigkeit weiblicher Verkörperungen ergreift das Wort.
Katja Brunner, geboren 1991 in Zürich, ist Theaterautorin und Performerin. Sie studierte Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel sowie Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. 2013 Mülheimer Dramatikerpreis für „Von den Beinen zu kurz“, Nachwuchsdramatikerin des Jahres (Theater heute) und Einladung zum Heidelberger Stückemarkt. 2021 erschien ihr Buch „Geister sind auch nur Menschen“, das gleichnamige Hörspiel war 2018 als Finalist für den renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden nominiert.