Captain America
Superheld mit Traumata
Von Markus Metz und Georg Seeßlen
Regie: Thomas Wolfertz
Mit: Martin Bross, Anne Moll, Markus Bachmann,
Jean Paul Baeck, Daniel Rothaug, Volker Lippmann,
Rebecca Madita Hundt, Lisa Bihl und David Vormweg
Ton und Technik: Lukas Fehling und Wolfgang Rixius
Redaktion: Anna Seibt
Produktion: Deutschlandfunk 2022
Captain America
Chris Evans als Captain America im Film "Avengers: Age of Ultron" © Imago/Everett Collection
Superheld mit Traumata
52:29 Minuten
1941 verprügelte er Hitler, jetzt liegt er auf der Couch und kämpft mit seinen Identitätskrisen: Captain America. Ein Superheld, der als Nationalsymbol die amerikanischen Moralvorstellungen leben sollte und nun genau damit
ringt.
Captain America wird vom nationalen Helden zum nationalen Psycho. Er muss all die Krisen durchleben, die das amerikanische Selbstverständnis seit Vietnam bis hin zu Donald Trump durchgemacht hat. In ihm sollten sich eigentlich die US-amerikanischen Tugenden bündeln: Tatkraft, bedingungslose Loyalität und die felsenfeste Überzeugung von der Überlegenheit des American Way of Life.
Doch im Lauf der Zeit symbolisiert Captain America alias Steve Rogers etwas anderes: In ihm spiegeln sich alle Widersprüche, die Korrumpierung und sogar die Blindheit der amerikanischen Politik. Die Comicfigur zeigt erhebliche Schwierigkeiten, sich dem neuen Zeitgeist anzupassen und erleidet mehr Identitätskrisen als die meisten anderen Superhelden.
Ein Feature über das lebendes Symbol einer Nation, die immer wieder ihre Mitte und ihr Selbstverständnis verliert und in ihren Helden und Heldinnen nach dem Ausdruck ihrer Leiden sucht.
Markus Metz, geboren 1958 in Oberstdorf, Studium der Publizistik, Politik und Theaterwissenschaft, lebt als freier Journalist und Autor in München.
Georg Seeßlen, geboren 1948 in München, Studium der Malerei und Kunstgeschichte, lebt in Kaufbeuren. Freier Autor von Texten über Kunst, Pop, Kultur und den Rest der Welt.