Going Native
Die Faszination des kulturellen Seitenwechsels
Von Christoph Spittler
Regie: Philippe Brühl
Es sprachen: Abak Safaei-Rad, Gregor Höppner,
Barbara Becker und Bettina Kurth
Ton und Technik: Thomas Monnerjahn
Redaktion: Klaus Pilger
Produktion: Deutschlandfunk 2022
Die Faszination des kulturellen Seitenwechsels
Nina Hoss und Jacky Ido in der Literaturverfilmung "Die Weisse Massai" von 2005. © imago images/Mary Evans
Going Native
54:26 Minuten
"Die weiße Massai“ war ein Bestseller, "Avatar“ und "Der mit dem Wolf tanzt“ große Kinoerfolge. Ob real oder fiktiv: Berichte von Menschen, die sich mit Haut und Haar auf eine fremde Kultur einlassen, interessieren ein Massenpublikum. Doch was macht die Faszination dieses kulturellen Seitenwechsels aus?
„Going Native“: Das war ursprünglich eine Warnung. In der Frühzeit der Ethnologie befürchtete man, dass Forschende während langer Feldaufenthalte selbst „zu Eingeborenen werden“ und die wissenschaftliche Distanz aufgeben könnten.
Anscheinend sah man im Abendland schon lange eine gefährliche Verlockung darin, die sogenannte Zivilisation zu verlassen und zum Fremden überzulaufen. Entsprechend groß war die Faszination über Berichte von Menschen aus der westlichen Welt, die sich angeblichen „Wilden“ angeschlossen hatten Manchmal notgedrungen, manchmal freiwillig.
Welche Gründe hatten sie, von welchen Projektionen wurden sie getrieben? Und wie lesen wir diese Geschichten von deutschen Apachen und falschen Indio-Häuptlingen heute? Mit mehr Sensibilität für die Problematik von Blackfacing und kultureller Aneignung?
Christoph Spittler, geboren 1969 in Niedersachsen, ist seit seinem Ethnologiestudium begeisterter Milieusurfer. Entdeckt überall fremde Kulturen und ist fasziniert von Glanz und Elend des globalen Kapitalismus. Wurde 1993 Radio-Autor. Überlebt seit Anfang der 90er in Berlin-Mitte.