Stimmen aus dem Nichts
Über Tonaufzeichnung, sprechende Geister und digitale Sprache
Von Stefan Zednik
Regie: Philippe Brühl
Mit: Bernhard Schütz, Cathleen Gawlich, Michael Rotschopf,
Axel Wandtke und Bettina Kurth
Ton und Technik: Andreas Meinetsberger und Maike Alex
Redaktion: Klaus Pilger
Produktion: Deutschlandfunk 2022
(Wiederholung vom 26.06.2022)
Über Tonaufzeichnung, sprechende Geister und digitale Sprache
Stimmen, die aus einem Lautsprecher kommen - bis vor 150 Jahren unvorstellbar © EyeEm/Lisyl Songco
Stimmen aus dem Nichts
54:36 Minuten
Hörbare Worte sind Atem, Atem ist Leben - eine Gleichung, die bis zum 29. November 1877 stimmte. An diesem Tag spricht Thomas A. Edison ein Gedicht in seine neueste Erfindung, den Phonographen: eine technische Entwicklung, die bald zum Alltag gehört.
Man könne mit seinem Phonographen, so Edison, „die letzten Worte von Sterbenden konservieren“. Und dadurch auch die Menschen am Leben erhalten? Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sind spiritistische Sitzungen in Mode, bei ihnen sollen die Stimmen Verstorbener wiedererweckt werden.
Beide Entwicklungen, die technische und die esoterische, kratzen an der menschlichen Grunderfahrung, dass wer spricht auch existiert. Das Feature spürt diesen Zusammenhängen nach und beobachten die gleiche Irritation auch im Heute.
Denn mittlerweile werden Existenzen durch Stimmen nicht nur konserviert - sie werden kreiert. Die Bahnhofsansage, das Navigationsgerät, Siri und Alexa: Wieso gewöhnt sich der Mensch an Stimmen, hinter denen kein Mensch mehr existiert?
Stefan Zednik (1959-2023) wurde im Rheinland geboren und lebte in Berlin. Nach einigen Jahren als Opernregisseur Beginn der journalistischen Tätigkeit, vor allem fürs Radio. Neben Kulturfeatures über musikalische Themen – Schuberts "Winterreise", "Luther und Bach" oder den "Tod von Kindern in der Musik" – schuf er auch essayistische Dokumentarfilme.