Höhenrausch

Türme und ihre Mythen

Von Regina Kusch und Andreas Beckmann |
Der 828 Meter hohe Burj Khalifa in Dubai hat Anfang 2010 als höchstes Gebäude der Welt die Schlagzeilen beherrscht. Doch schon bald wird ihn Sky City One im chinesischen Changsha um zehn Meter überbieten. Mit dem One World Trade Center von New York kann es der Turm von Dubai an Symbolkraft kaum aufnehmen.
Wahre Größe erreichen Türme oft erst durch die Geschichten, die sich um sie ranken. Das beweist der schiefe Winzling von Pisa, der es mit 55 Metern zum Weltkulturerbe gebracht hat. Im 20. Jahrhundert schossen Fernsehtürme von Moskau über Berlin bis Toronto als Wahrzeichen der Überlegenheit des östlichen beziehungsweise westlichen Systems aus dem Boden. Schon in den ältesten Kulturen dienten Türme und Obelisken als Potenzbeweise und Fruchtbarkeitssymbole. In der Antike zählte der Leuchtturm von Alexandria zu den sieben Weltwundern. Mancher mittelalterliche Kirchenbauer glaubte, sich mit Türmen Gott annähern zu können. Doch schon die Geschichte von Babel zeigt, wie gut die Menschen stets wussten, dass solchen Gebäuden eine gehörige Portion Größenwahn innewohnt.
DLF 2010