Zum ersten Todestag von Friedrich Knilli

Höllenfahrt

54:26 Minuten
Das Kleiderhaus Josef Knilli im Jahr 1938
Das Kleiderhaus Josef Knilli im Jahr 1938 © Friedrich Knilli / privat
Von Friedrich Knilli |
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Die Familie Spielmann war die erste Adresse für Herrenmoden in Graz. Bis ihr Konkurrent Josef Knilli mit den Nazis gemeinsame Sache machte und sie verdrängte. Das Feature und eine begleitende Webdoku erzählen beide Seiten der Geschichte.
Josef Knilli, der Onkel des Autors, war Hauptakteur der Arisierung des Kleiderhauses Spielmann in Graz. Er stieg auf vom kleinen Schneider in Fehring zum großen Kleiderhausbesitzer. Mal für, mal gegen die Nazis. Er saß viele Jahre in Gefängnissen, bereute aber nichts. Er starb unbesiegt, begleitet von Mozarts „Don Giovanni“.
Auf der Webseite derinternetlink.de erzählt Friedrich Knilli die andere Seite der Geschichte: die Enteignung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Kleiderhausfamilie Spielmann.
Am 1.2.2022 starb Friedrich Knilli. Wir wiederholen das Feature, mit dem er lange Jahre nach seinem bahnbrechenden Buch über das Hörspiel noch einmal zum Radio zurückkehrte.
Familie Knilli
Familie Knilli© Friedrich Knilli / privat

Höllenfahrt
Von Friedrich Knilli
Regie: Götz Naleppa
Mit: Andreas Tobias und Helmut Mooshammer
Ton: Thomas Monnerjahn

Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2018
Länge: 54'20

Friedrich Knilli (1930–2022), als Friedrich Venier in Fehring/Steiermark geboren, war ein streitbarer Emeritus der Technischen Universität Berlin und seit 1953 Schriftsteller, der Provokationen liebte. Solche gelangen ihm 1955 mit einem Hörspiel im Stil der Commedia dell’arte und 1961 mit der Erfindung des „Schallspiels“: In seiner Dissertation „Das Hörspiel. Mittel und Möglichkeiten eines totalen Schallspiels“ bezog er eine radikale Gegenposition zum damaligen „Hörspielpapst“ Heinz Schwitzke, der das Hörspiel als reines Wortspiel definierte. Als er 1971 für das Drehbuch zu „Auf, Sozialisten, schließt die Reihen! Deutsches Arbeitertheater 1867–1918“ mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, verspottete er die Jury bei der Preisverleihung. Die mediale Auseinandersetzung mit dem Holocaust war für ihn Verkitschung von Auschwitz. Zu seinem Tod sagte Götz Naleppa, ehemaliger Hörspielchef von Deutschlandradio Kultur und Regisseur dieses Features: „Er hat immer gegen Verlogenheit gekämpft. Er war ein außerordentlich streitbarer und nicht immer einfacher Partner. Seine Geradlinigkeit war faszinierend und das Ringen um Themen mit ihm war immer anstrengend, aber auch ein Vergnügen.“

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