Anschließend: Making of Game oder Der Klang von Schritten
Von Anna Seibt
Blowback - Der Auftrag
Das Hörspiel ist keinesfalls vor dem Aussterben bedroht, wie es immer wieder gern behauptet wird. Für das Interesse einer jungen Generation an der akustischen Kunstform zeugt eine wachsende alternative Hörspielszene mit ihren unabhängigen Festivals, Verlagen und Internetplattformen. Altmodisch ist nicht das Hörspiel selbst, als vielmehr die traditionellen Wege seiner Verbreitung.
Denn die Generation der "Digital Natives" hören schon längst nicht mehr vor dem Radiogerät und zu festen Zeiten, sondern mobil auf ihrem Smartphone, per stream, podcast oder wieder vermehrt in Gemeinschaft. Umso wichtiger ist es, dass sich die Hörspielabteilungen mit diesen neuen Rezeptionsbedingungen auseinandersetzen und der technologischen Entwicklung durch neue Formate Rechnung tragen. Das ist dem Deutschlandradio Kultur mit seinem neuesten Experiment bestens gelungen. "Blowback - die Suche" verbindet geschickt ein Science-Fiction-Hörspiel, das den Kampf um die letzten Trinkwasserreserven im Jahr 2047 zum Thema hat, mit einem modernen Game für das Handy. Besonders an dem Game ist: es handelt sich um ein reines Hör-Game. Ausgestattet mit guten Kopfhörern und einem Interface, das visuell nur die wichtigsten Tools zur Navigation anzeigt, begibt man sich auf den virtuellen Audiowalk, navigiert durch die verschiedenen Levels, die verschiedenen Etagen des unterirdischen Hotels. Die Skills für das erfolgreiche Spielen sind konzentriertes Zuhören und ein guter akustischer Orientierungssinn.
Damit hat das Team von Deutschlandradio Kultur zusammen mit der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft nicht nur den Begriff "Hör-Spiel" beim Wort genommen und neu interpretiert, es hat auch die schon fast vergessene Technik der Kunstkopf-Stereophonie wieder ins Leben gerufen und darauf aufmerksam gemacht, dass diese 40 Jahre alte Technik in Zeiten von mobilen Endgeräten ein Comeback erfahren kann: in der Gameindustrie, aber auch im Bereich der Audio-Guides und der akustischen Kunst überhaupt.
"Blowback" schlägt Brücken zwischen unterschiedlichen Medien und Szenen. Das Hörspiel wird an die Welt der Games herangeführt, während die Gameindustrie vielleicht von der Radiokunst lernen und eine ihrer typischsten Gestaltungsformen für sich entdecken kann: die Narration, die alleine durch Gestaltung von und dem Spiel mit akustischen Hörräumen gelingt. Aus der Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste.
Regie: Elisabeth Putz
Produktion: DKultur 2014
Länge: 50'42
Produktion: DKultur 2014
Länge: 50'42