Hörspiel des Monats
Woanders
Ein Hörspiel in Auseinandersetzung mit Texten von Thomas Brasch
Von Diana Näcke, Masha Qrella und Christina Runge
Regie: die Autorinnen
Mit: Masha Qrella
Komposition: Masha Qrella
Musik: Andreas Bonkowski, Chris Imler, Masha Qrella
Gäste: Andreas Spechtl, Tarwater
Ton und Technik: Alexander Brennecke, Gunda Herke
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2020
Woanders
„Wer sind wir eigentlich noch?“, fragte der Schriftsteller Thomas Brasch, und Masha Qrella singt diese Zeilen. Sie und ihre Mitmusikerinnen machen Braschs Lyrik zu Songtexten. Im musikalischen Zwiegespräch folgen sie seinem Beispiel, sich mit der Welt und der eigenen Existenz in ihr auseinanderzusetzen.
Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste:
"Thomas Brasch, der von der Geschichte zu Unrecht scheinbar verschluckte Schriftsteller, bekommt eine neue Chance. Zwanzig Jahre nach seinem Tod legt das Hörspiel "Woanders" die in jedem einzelnen Wort seiner Dichtkunst gespeicherte Kraft frei.
Dafür haben Diana Näcke, Christina Runge und Masha Qrella einen bemerkenswerten musikästhetischen Weg gewählt, der die Lyrik neu zum Leben erweckt: Thomas Brasch goes Techno (nicht nur). Die Sätze hallen keineswegs wie Relikte aus einer fernen Vergangenheit nach, sondern treffen mit den Sounds der Berliner Sängerin Masha Qrella auf verblüffend geschmeidige Weise mitten hinein in gegenwärtige Befindlichkeiten und gesellschaftspolitische Fragestellungen (Sie hat daraus erfreulicherweise ein ganzes Album gemacht).
Das ist einerseits einer konzisen Textauswahl geschuldet, die jeden Satz für uns Hörerinnen und Hörer fruchtbar macht. Denn auch wir sind Formen der Entpersonalisierung und Vereinsamung ausgesetzt, wie sie Brasch immer wieder thematisiert hat.
Einmal heißt es: "Die Arbeit ist auch ein Mittel geworden, im Zeitalter der Automatisierung seine Zeit zu verbringen. (...) Mich interessiert ein arbeitsloses Land, durch das zwei Frauen reisen."
Andererseits glückt die Wiedererweckung dieser Literatur vor allem dank der musikalischen Erzählweise.
Dafür haben Diana Näcke, Christina Runge und Masha Qrella einen bemerkenswerten musikästhetischen Weg gewählt, der die Lyrik neu zum Leben erweckt: Thomas Brasch goes Techno (nicht nur). Die Sätze hallen keineswegs wie Relikte aus einer fernen Vergangenheit nach, sondern treffen mit den Sounds der Berliner Sängerin Masha Qrella auf verblüffend geschmeidige Weise mitten hinein in gegenwärtige Befindlichkeiten und gesellschaftspolitische Fragestellungen (Sie hat daraus erfreulicherweise ein ganzes Album gemacht).
Das ist einerseits einer konzisen Textauswahl geschuldet, die jeden Satz für uns Hörerinnen und Hörer fruchtbar macht. Denn auch wir sind Formen der Entpersonalisierung und Vereinsamung ausgesetzt, wie sie Brasch immer wieder thematisiert hat.
Einmal heißt es: "Die Arbeit ist auch ein Mittel geworden, im Zeitalter der Automatisierung seine Zeit zu verbringen. (...) Mich interessiert ein arbeitsloses Land, durch das zwei Frauen reisen."
Andererseits glückt die Wiedererweckung dieser Literatur vor allem dank der musikalischen Erzählweise.
In der strengen, aber leichthändig wirkenden Partitur stehen Braschs Texte in mehreren "Seinszuständen" nebeneinander: als von Qrella gesprochenes Zitat, als von ihr, Andreas Bonkowski und Chris Imler vertonte Lyrik oder als Originalton Braschs aus dem Archiv. Sie spiegeln sich effektvoll ineinander.
Die Arbeit gibt den Sätzen Raum - Raum, den Lyrik kaum je zugesprochen bekommt. Das Tonstudio und seine Geräusche sind dabei immer nur leicht aus der Ferne wahrnehmbar.
Die Arbeit gibt den Sätzen Raum - Raum, den Lyrik kaum je zugesprochen bekommt. Das Tonstudio und seine Geräusche sind dabei immer nur leicht aus der Ferne wahrnehmbar.
Wir hören also ein vom Produktionsgrund emanzipiertes Hörspiel, das "woanders" spielt, in einer ganz eigenen, unabhängigen und berückenden Tonwelt."
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet jeden Monat ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Die Entscheidung über das Hörspiel des Monats trifft eine Jury, die jeweils für ein Jahr unter der Schirmherrschaft einer ARD-Anstalt arbeitet. Am Ende des Jahres wählt die Jury aus den 12 Hörspielen des Monats das Hörspiel des Jahres.