Gegen den Tod
Nach Elias Canettis „Das Buch gegen den Tod“
Bearbeitung und Regie: Hans Gerd Krogmann
Mit: Samuel Finzi, Ingo Hülsmann, Ulrich Noethen, Friedhelm Ptok, Mathias Lange, Tatja Seibt, Gerd Wameling, Lisa Hrdina, Max von Pufendorf, Eckhard Roelcke, Pola Szymczak
Ton und Technik: Thomas Monnerjahn, Philipp Adelmann
Dramaturgie: Stefanie Hoster
Produktion: DKultur 2016
Länge: 58'30
Eine Wiederholung vom 09.11.2016
Hörspiel: Dokument der Todesfeindschaft Canettis
Elias Canetti war ein Feind des Todes. Sein Leben lang schrieb er obsessiv gegen ihn an. © picture alliance / KEYSTONE / Christian Beutler
Gegen den Tod
56:33 Minuten
• Literatur • Elias Canetti hat den Tod gehasst und gefürchtet. Sein Leben lang schrieb er in Notizen gegen die Begrenztheit des Lebens an. Die Aufzeichnungen blieben unvollendet, wurden aber nach seinem Tod publiziert.
„Es ist wirklich mein Gefühl, dass ich dazu lebe, eine neue Gesinnung, was den Tod anlangt, zu schaffen und zu verbreiten. Es wird mir wahrscheinlich nicht gelingen, aber das ist eine andere Frage. Ich würde wollen, dass sich alle Menschen dessen bewusst sind, dass der Tod eine Gefahr ist, die sie einsickern lassen in ihre ethischen Prinzipien, in ihr moralisches Verhalten. Ich würde wollen, dass der Tod wirklich ganz entfernt wird aus dem, was akzeptiert ist …“
1942 hatte Elias Canetti in seinem Londoner Exil mit der Arbeit an seinem unvollendeten Lebensprojekt begonnen, einem Buch, in dem er jahrzehntelang mit grimmiger Beharrlichkeit gegen den Tod anschrieb. „Wenn es ginge – ich weiß, dass es nicht geht –, würde ich den Tod abschaffen. Da das nicht möglich ist, möchte ich wenigstens alle schlechten Wirkungen, die der Tod im Leben der Menschen hat, ins Auge fassen und darüber nachdenken, wie man diesen schlechten Dingen entgegenwirken kann.“
Ein halbes Jahrhundert lang hat Canetti eine imponierende Fülle an Material zusammengetragen. Im Hörspiel sprechen mehrere Köpfe, ein „IchundEr“, ein Historiker, ein Ungläubiger, eine Erzählerin, ein Ironiker, eine junge Frau, ein Künstler und ein Kind. Sie geben den Aufzeichnungen Canettis eine Stimme.
Elias Canetti (1905–1994), als Kind spanisch-jüdischer Eltern in Rustschuk (heute: Russe, Bulgarien) geboren, wuchs vielsprachig in Bulgarien, Manchester, Lausanne, Wien, Zürich und Frankfurt auf. Er studierte in Wien Chemie, promovierte zum Dr. phil. und emigrierte 1938 nach London. Der Romancier, Essayist, Naturwissenschaftler, Kulturphilosoph und Dramatiker erhielt 1981 den Nobelpreis für Literatur. Weitere Hörspiele nach Elias Canetti: „Die Befristeten“ (WDR 1966, Rundfunk der DDR 1984), „Die Blendung“ (NDR/DLR Berlin/BR/ORF 2002, Hörspiel des Jahres 2002 in Österreich), „Party im Blitz“ (DKultur 2005), „Briefe an Georges“ (DKultur 2006), „Die Blendung“ (BR/ORF 2013).