Hörspiel von Siegfried Lenz

Deutschstunde (1/2)

76:06 Minuten
"Drei Frauenköpfe" von Emil Nolde
"Drei Frauenköpfe" von Emil Nolde © picture alliance / Heritage Images
Von Siegfried Lenz |
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• Literatur • Siggi Jepsen soll einen Aufsatz über die „Freuden der Pflicht“ schreiben. Er denkt an seinen Vater, einen Polizeiwachtmeister, der das Malverbot gegen den Maler Nansen pflichtbewusst überwachte.
„Die Freuden der Pflicht“ lautet das Aufsatzthema in der Deutschstunde. Siggi Jepsen sitzt über seinem Heft und schreibt – nichts. Wo soll er beginnen? Sein Vater fällt ihm ein, der als Polizeiwachtmeister pflichtbewusst alle Vorschriften durchsetzte. Vor und nach 1933. Als ein Malverbot gegen den Maler Nansen verhängt wurde, konfiszierte er sogar weiße Leinwände. Für Siggi wird der Aufsatz zum Lebensbericht, zur Auseinandersetzung mit sich und der Vätergeneration.
Der 1968 erschienene Roman „Deutschstunde“ ist stark in seiner Zeit verwurzelt. Lenz schuf die Figur des Malers Nansen nach dem Vorbild des Expressionisten Emil Nolde und vertrat dabei die Ansicht, Nolde sei sowohl Opfer als auch Gegner der Nationalsozialisten gewesen. Besonders seit 2014 wurde dieses Verständnis korrigiert und differenziert. Emil Nolde, eigentlich Hans Emil Hansen, hatte sich zur nationalsozialistischen Ideologie bekannt und war ein aktiver Antisemit und Denunziant.
Gerry Wolff
Gerry Wolff in unserem Hörspielstudio© Deutschlandradio / Sabine Sauer

Deutschstunde (1/2)
Nach dem Roman von Siegfried Lenz
Bearbeitung: Arthus C. Caspari
Regie: Bärbel Jarchow-Frey
Mit: Michael Maertens, Felix Leiberg, Hermann Lause, Werner Rehm, Thomas Vogt, Klaus Jepsen, Lieselotte Rau, Dörte Lyssewski, Uwe Bohm, Gerry Wolff, Hermann Ebeling, Norbert Schwarz
Komposition: Peter Kaizar
Ton und Technik: Rainer Czekalski, Sabine Klement
Produktion: DLR Berlin 1994
Länge: 76'00
Eine Wiederholung vom 25.12.1996

Teil 2 am 21. Juli, Deutschlandfunk Kultur, 18.30 Uhr

Siegfried Lenz, 1926 in Lyck/Ostpreußen (heute Ełk/Polen) geboren, zählt zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der Nachkriegsliteratur. 1951 erschien sein Debütroman „Es waren Habichte in der Luft“. Er veröffentlichte 15 Romane und zahlreiche Erzählungen, u.a. den Kurzgeschichtenband „So zärtlich war Suleyken“ (1955). Für seine Bücher wurde Lenz mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet, darunter der Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und der Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte. Mit dem Roman „Deutschstunde“ (1968) wurde Siegfried Lenz auch international bekannt. 2008 gelang ihm mit der Novelle „Schweigeminute“ ein weiterer Presse- und Publikumserfolg. Lenz starb 2014 in Hamburg.