Hörspiel

Studio LCB

"Journalistenprosa" lautet gelegentlich ein Schimpfwort, das einen ambitionierten, aber mittelmäßigen Prosastil meint. Das Vorurteil verschärft sich, wenn Literaturjournalisten dichten oder Romane schreiben. Dabei könnte man es besser wissen - nicht nur wegen Joseph Roth und Kurt Tuchlosky und vielen anderen in der Vergangenheit. Auch unsere unmittelbare Gegenwart hält Beispiele gelungener Prosa von Autoren parat, die es gewohnt sind, anderer Leute Fiktionen kritisch zu sezieren.
Zwei davon lesen und diskutieren an diesem Abend miteinander. Paul Ingendaay stellt seinen neuen Roman "Warum du mich verlassen hast" vor, eine Internatsgeschichte vom Niederrhein, deren Held, der 15-jährige Marko, seine Sehnsucht an Mädchen, seine Sinnbedürfnisse an Gott und all den schönen Büchern orientiert. Ein herausragendes Beispiel für die fast schon antiquiert anmutende Gattung des Internatsromans. Mit der speziellen Herausforderung, den Blick eines Heranwachsenden wiederzugewinnen.

Der 1961 in Köln geborene, am Niederrhein aufgewachsene Paul Ingendaay ist seit einigen Jahren Spanien-Korrespondent der FAZ und lebt in Madrid.

Elke Schmitter, ebenfalls vom Niederrhein stammend, aus Krefeld nämlich, einige Zeit Chefredakteurin der TAZ, dann freie Jorunalistin und Kritikerin, heute Redakterin des SPIEGEL, hat schon früh literarische Texte veröffenlicht: 1981 den Gedichtband "Windschatten im Konjunktiv". Ein großer Erfolg wurde ihr erster Roman "Frau Sartoris" über die unglückliche Liebe einer leidenschaftlichen "Madame Bovary" aus der deutschen Provinz.

Nach dem Roman "Leichte Verfehlungen" und dem Gedichtband "Kein Spaniel" ist in diesem Jahr der Roman "Veras Tochter" erschienen, der in mancher Hinsicht an "Frau Sartoris" anschließt.

Mit Paul Ingendaay und Elke Schmitter diskutiert der Münchner Literaturkritiker Eberhard Falcke.
Es moderiert Hubert Winkels.