Die Dinge des Lebens
Ein Sommer mit Hörspielen und Dokus
Woche 11: Alter
Torschlusspanik
• Philosophisches Hörspiel • Ein alter Mann inmitten der Vorarbeiten für ein Werk über die Kunst und ihr Scheitern im Zeitalter kommerzieller Reproduzierbarkeit: Immer wieder greift er zu den Zetteln und Büchern, die neben seinem Krankenbett aufgestapelt sind.
Was ist überhaupt noch authentisch? Das ist eine der Hauptfragen, die sich dem Erzähler am Ende seines Lebens stellt – auf der Suche nach dem Sinn der Kunst und nach der eigenen Identität. Das angesammelte Material erweist sich als undurchschaubar. In dem Maße, wie er scheitert, beginnt das Staunen über die Vielfalt und die Kraft künstlerischer Entwürfe. Ein Paradox, das den Monolog über die Sinnlosigkeit der Kunst ad absurdum führt.
William Gaddis’ große polyphone Romane und sein letzter vierstimmiger Monolog weisen ihn als Komponisten komplizierter Sprachgebilde aus. Klaus Buhlert komponiert mit der virtuos eingesetzten Stimme Ignaz Kirchners als Instrument rhythmisch wie motivisch den Text und seine emotionalen Schichtungen zu einem genau strukturierten Hörstück mit immer wiederkehrenden Motiven, das die widerstreitenden Themen in kunstvolle Beziehung zueinander bringt und Unvereinbares in der Komposition aufhebt.
Torschlusspanik
Von William Gaddis
Übersetzung: Marcus Ingendaay
Regie und Komposition: Klaus Buhlert
Mit: Ignaz Kirchner
Ton: Karl-Heinz Stevens, Ernst Hartmann, Gabriele Neumann, Susanne Friedrich
Produktion: Deutschlandfunk/BR/WDR 1999
Länge: 88'50
Eine Wiederholung vom 13.03.1999
William Gaddis (1922–1998), war US-amerikanischer Schriftsteller. Mit seinen vier Romanen, darunter „The Recognitions“ (1955, dt. „Die Fälschung der Welt“) und „JR“ (1975), beeinflusste er die moderne amerikanische Literatur nachhaltig. Zweimal erhielt er den National Book Award. „Torschlusspanik“ ist sein einziges Hörspiel. Gaddis schrieb es für den Deutschlandfunk kurz vor seinem Tod.