schallarchiv - eine trilogie
2. radio daze
Von Ulrich Bassenge und Bernhard Jugel
Realisation: die Autoren
Produktion: BR 2003
(Teil 3 am 23.3.2021)
schallarchiv - eine trilogie
„Radio war ein nächtliches Ereignis. Es hatte etwas angenehm Gefährliches, etwas zart Unerlaubtes.” (Ror Wolf 1988) Die Aufnahme führt unweigerlich zur Sendung, wie das Sprechen zum Hören führt. Oder war es umgekehrt?
Die Archive wollten klingen. Der Rundfunk wollte senden. So passte es zusammen. Es fanden sich Hörer. Am Anfang bezahlten Werbefirmen das Programm: Bier-, Mehl- und Seifenfabrikanten finanzierten „radio shows”. Es entstanden Seifenopern, es gab Live-Musik, es wuchsen lokale, nationale, internationale, globale Stars.
Der Futurist Velimir Chlebnikov sah das Radio der Zukunft als Instrument totalitärer Machtfantasien auf nationaler Basis. Er behielt Recht. Das Radio bot: Unterhaltung, Information, Bildung. Das Radio spielte: den Soundtrack zu Revolution, Restauration, Revision. Das Radio war: Begleitung, Lehrer, Fahrzeug, Droge. Das Radio ermöglichte neue Kunstformen: Hörspiele, Sportreportagen, Radiokompositionen.
Die Sendung als Sendung, die Emission als Mission, Erweckung und Exorzismus. Die körperlose Stimme des Apparates spricht zu uns aus der Dunkelheit - ist es wirklich die Stimme eines Freundes? Pannen, Pausen, Sendelöcher: Alles war möglich im Radio - und vor dem Radio: tanzen, lieben, lauschen. Man wurde erwachsen vor dem Radio. Man war allein vor dem Radio. Man saß gebannt vor dem Radio. Es blieb Magie, so wie das kleine grüne Auge - hat es geblinzelt oder nicht?
Diese Tage sind fast vorbei. Ein Epitaph für das Radio, so wie es manche schon nicht mehr kennen. Ob Röhre oder Transistor, ob Kofferradio oder Schneewittchensarg, ob Bakelit, Holz oder Metall - es bleibt unser liebstes Massenmedium. „Jetzt kommt unsere Sendung!” (Kinderfunkansage der 50er-Jahre)
Der Futurist Velimir Chlebnikov sah das Radio der Zukunft als Instrument totalitärer Machtfantasien auf nationaler Basis. Er behielt Recht. Das Radio bot: Unterhaltung, Information, Bildung. Das Radio spielte: den Soundtrack zu Revolution, Restauration, Revision. Das Radio war: Begleitung, Lehrer, Fahrzeug, Droge. Das Radio ermöglichte neue Kunstformen: Hörspiele, Sportreportagen, Radiokompositionen.
Die Sendung als Sendung, die Emission als Mission, Erweckung und Exorzismus. Die körperlose Stimme des Apparates spricht zu uns aus der Dunkelheit - ist es wirklich die Stimme eines Freundes? Pannen, Pausen, Sendelöcher: Alles war möglich im Radio - und vor dem Radio: tanzen, lieben, lauschen. Man wurde erwachsen vor dem Radio. Man war allein vor dem Radio. Man saß gebannt vor dem Radio. Es blieb Magie, so wie das kleine grüne Auge - hat es geblinzelt oder nicht?
Diese Tage sind fast vorbei. Ein Epitaph für das Radio, so wie es manche schon nicht mehr kennen. Ob Röhre oder Transistor, ob Kofferradio oder Schneewittchensarg, ob Bakelit, Holz oder Metall - es bleibt unser liebstes Massenmedium. „Jetzt kommt unsere Sendung!” (Kinderfunkansage der 50er-Jahre)