Tanz Sediment
39:26 Minuten
Der Biss der Tarantel soll das Opfer in den Wahnsinn treiben. Dagegen setzten Frauen in Apulien jahrhundertelang frenetische Rituale mit Tarantella-Musik und Tanz. Ein Hörstück über die Kraft der Selbstheilung.
Es geschah meist bei der Tabakernte im Sommer: Frauen wurden "von der Tarantel gestochen". Sie verfielen innerer Unruhe und Wahnsinn. Der Tarantismus trat bis in die 1960er Jahre im süditalienischen Apulien auf. Die Betroffenen organisierten Heilrituale, um ihren Körper durch frenetische Tarantellamusik und Tanz vom (symbolischen) Spinnengift zu befreien. Gleichzeitig gaben sie dem Leiden und der Unterdrückung eine Stimme.
Inspiriert von dieser Praxis erschafft Alessandra Eramo ein Trance-Musikritual, das klangliche Erinnerungen zutage fördert wie das Sediment eines Flusses. Eine wilde Stimme, laut, sanft, selbstbewusst, bestialisch, ungelernt, verletzlich. Ein archaischer Klangraum im Körper des modernen Menschen.
Ursendung
Tanz Sediment
Von Alessandra Eramo
Komposition, Solostimme, Field Recording und Elektronik: Alessandra Eramo
Chor: Inma Bernlis, Alessandra Eramo, Ianni Luna, Morena Miceli, Sonia Noya
Sprecherin (Altgriechisch): Eirini Fountedaki
Sprecherin (Salentinischer Dialekt): Sonia Martina
Rahmentrommel: Antonino Secchia
Produktion: Deutschlandfunk Kultur/SAVVY Contemporary/DISK-CTM 2019–2020
Länge: 28'04
Tanz Sediment
Von Alessandra Eramo
Komposition, Solostimme, Field Recording und Elektronik: Alessandra Eramo
Chor: Inma Bernlis, Alessandra Eramo, Ianni Luna, Morena Miceli, Sonia Noya
Sprecherin (Altgriechisch): Eirini Fountedaki
Sprecherin (Salentinischer Dialekt): Sonia Martina
Rahmentrommel: Antonino Secchia
Produktion: Deutschlandfunk Kultur/SAVVY Contemporary/DISK-CTM 2019–2020
Länge: 28'04
Anschließend:
Alessandra Eramo im Gespräch
Alessandra Eramo im Gespräch
Alessandra Eramo, geboren 1982 in Taranto/Italien, lebt als Vokalistin und Klangkünstlerin in Berlin. Sie studierte Klassischen Gesang und Intermediale Kunst und Performance Kunst in Mailand, Stuttgart und Venedig. In ihren Performances und Installationen erforscht sie Grenzbereiche von menschlicher Stimme und Geräusch als soziopolitisches Material. Zahlreiche internationale Stipendien und Gastaufenthalte.