You Will Go Away One Day But I Will Not
Von Maria Thereza Alves und Lucrecia Dalt
Mit: Guarani aus dem Jaguapiru-Reservat im brasilianischen Mato Grosso do Sul, Aylin Esener, Karim Cherif (Deutsch/Latein), Daniela Huerta (Maya), Chaska Paucar (Quechua), Nguyen Phuong-Dan (Vietnamesisch), Festus Ojo (Edo), Freweyni Habtemariam (Tigrinya), Sukandar Kartadinata (Indonesisch), Najwana Al Serawan (Arabisch), Mitgliedern der Wiwa-Gemeinschaft in der Sierra Nevada, Kolumbien
Räumliche Audioproduktion: usomo by FRAMED immersive projects
Produktion: Deutschlandfunk Kultur / Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften / Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin / Junge Akademie / CTM Festival 2020
Länge: 48'01
Eine Wiederholung vom 06.03.2020
You Will Go Away One Day But I Will Not
54:45 Minuten
Die Pflanzenwelt spricht Latein. Zumindest benennen westliche Wissenschaftler Lebewesen seit Jahrhunderten mit lateinischen Namen. Nun forschen zwei Künstlerinnen nach indigenen Bezeichnungen für Pflanzen aus dem Botanischen Garten in Berlin.
Auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine zarte Seerose. Mit ihren filigranen Blüten bevölkert sie Sümpfe und Wasserflächen in Südamerika. Die westliche Wissenschaft nennt sie: Nymphoides humboldtiana, Humboldts Seekanne.
Mindestens ebenso gut steht ihr aber der Name Yvoty mboporã pónhuregua: "Fünfblättrige Blume des Geistes der Felder und Wälder: Du wirst eines Tages fortgehen, aber ich nicht." Diese Bezeichnung stammt von dem Guarani-Lehrer Maximino Rodrigues. Seine Vorfahren lebten in Südamerika, lange bevor Humboldt dort auftauchte.
Die Künstlerin Maria Thereza Alves und die Komponistin Lucrecia Dalt suchen nach indigenen Namen für die Pflanzen im Botanischen Garten Berlin. Mit ihrem Hörstück öffnen sie einen Raum für die vielschichtigen Stimmen des Urwalds – organisch und anorganisch, menschlich und nicht-menschlich, spekulativ und real. Dabei zeigen sie auch, wie diese Stimmen durch europäische Kolonisatoren zum Schweigen gebracht wurden.
Die Künstlerin Maria Thereza Alves und die Komponistin Lucrecia Dalt suchen nach indigenen Namen für die Pflanzen im Botanischen Garten Berlin. Mit ihrem Hörstück öffnen sie einen Raum für die vielschichtigen Stimmen des Urwalds – organisch und anorganisch, menschlich und nicht-menschlich, spekulativ und real. Dabei zeigen sie auch, wie diese Stimmen durch europäische Kolonisatoren zum Schweigen gebracht wurden.
Bitte Kopfhörer bereit halten!
Videodokumentation
Maria Thereza Alves, geboren 1961 in São Paulo, lebt als Künstlerin in Berlin. In ihrem Werk erforscht sie soziologische und kulturelle Phänomene. Zentrale Themen sind die Auswirkungen der spanischen Eroberung Mittel- und Südamerikas sowie die des portugiesischen Kolonialismus auf die indigenen Völker Brasiliens. Alves stellt Bezüge zwischen Ökologie, Heimatgeschichte, Stadtentwicklung und Naturausbeutung her. Seit 1980 arbeitet sie mit Guarani aus dem Jaguapiru-Reservat in Dourados (Mato Grosso do Sul) in Brasilien.
Lucrecia Dalt, geboren 1980 in Pereira, Kolumbien, studierte Bauingenieurwesen. Heute lebt und arbeitet sie als Musikerin, Klangkünstlerin und Radiomacherin in Berlin. Sie veröffentlicht Alben und spielt Konzerte zwischen Avantgarde und zeitgenössischer elektronischer Musik. Zuletzt für Deutschlandfunk Kultur: "Catábasis" (gemeinsam mit Regina de Miguel, 2019).