Der diskrete Charme der Zollfreilager
Von Carsten Probst
Regie: Susanne Krings
Sprecher: Michael Kamp, Svenja Wasser, Jürgen Albrecht, Bruno Winzen und Judith Jakob
Ton und Technik: Daniel Dietmann und Roman Weingard
Redaktion: Ulrike Bajohr
Produktion: Dlf 2018
Der diskrete Charme der Zollfreilager
48:21 Minuten
Ein Kunstwerk, das zum Zwanzigfachen seines Schätzpreises gekauft wurde, kommt an keine Wand. Es wandert in ein Zollfreilager, geschützt vor Feuer, Dieben und Fragen. Diskretion ist Ehrensache. Doch in den letzten Jahren wurden allerlei Machenschaften enthüllt - von Geldwäsche bis zum Handel mit Raubkunst.
Normalerweise sind "Freeports" Zwischenlager für Güter auf dem Weg vom Anbieter zum Käufer. Solange die Waren dort ruhen, fallen weder Steuern noch Zölle an. Explodierende Preise auf dem globalen Kunstmarkt haben dazu geführt, dass in manchen "Freeports" Sammlungen landen, die nie wieder jemand zu sehen kriegt.
Die Kunst ist der Öffentlichkeit entzogen – aber keineswegs dem Markt: Denn was hier lagert, kann den Besitzer wechseln – und vor Ort bleiben. Diskretion ist Ehrensache und ein gutes Geschäft. Und so entstehen selbst weitab der Kunstzentren Orte von luxuriöser Exklusivität, wie das ZentralDepot im thüringischen Meiningen, das früher mal eine Bundesbankfiliale war.
"Cayman Inseln der Kunstwelt"
Die wichtigsten Zollfreilager, etwa der Freeport in Genf, gelten wahlweise als "größte Museen der Welt" oder, so die New York Times, als "Cayman Inseln der Kunstwelt". Denn in den letzten Jahren wurden allerlei delikate Machenschaften unter dem Deckmantel der Diskretion enthüllt - von Geldwäsche und Steuerflucht bis zum Handel mit NS-Raubkunst und archäologischen Objekten, mit denen sich Diktatoren und Terrornetzwerke finanzieren. Und das alles unter den Augen der Zollbehörden?
Carsten Probst hat sich in diesem Backstage-Bereich des Kunstbetriebes umgehört.